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Der Unterschied von Bewusstsein und Gewahrsein

 Gewahrsein ist eigentlich unmöglich so zu beschreiben, dass wir es ohne es selbst zu erleben verstehen oder nachvollziehen können.
Das liegt daran, dass Gewahrsein etwas meint, das nicht gedanklich abgebildet werden kann. Es entzieht sich dem rationalen Verständnis. Es kann von jedem erlebt werden, weil es unser aller ureigenstes Sein in der Essenz ist, nur begrifflich erfassen lässt es sich nicht. Dennoch mag ich eine Annäherung daran schildern.

Die (bewusste) Wahrnehmung nennen wir Bewusstsein. Sie ist das, was jeder Mensch bzw. jeder der sich seines ErwachtSEINS nicht bewusst ist, permanent in seinem Alltag mehr oder minder erfährt.
Sich z.B. dessen bewusst zu sein, dass das im Aufmerksamkeitsfokus befindliche Objekt bestimmte Eigenschaften hat.
Z.B., dass die Sonne gelb und strahlend ist, dass eine Ampel gerade rot anzeigt, was bedeutet, ich muss stehen bleiben. D.h. alles, was der Mensch bewusst wahrnimmt gehört in die Kategorie Bewusstsein, In der Psychologie wird dieser Vorgang als selektive Wahrnehmung bezeichnet, der gewissermaßen einen uns meist nicht bewussten Tunnelblick impliziert. Wir sehen nie das Ganze, sondern individuell gefärbte Ausschnitte der Wirklichkeit. In einigen gibt einen gleichen Konsens der Wahrnehmung und der Interpretation dessen, in vielen nicht.
Gemeinsam ist dem die Betrachtung eines Objektes das von einem Subjekt ausgeht. Die Subjekt-Objekt-Betrachtung oder Subjekt-Objekt-Beziehung.

Gewahrsein ist etwas darüber hinaus. Zum einen ist es die reine Wahrnehmung ohne einen derart fixierten Fokus auf etwas Bestimmtes, und ohne, dass der Verstand einschließlich damit befasst ist das Wahrgenommene einzuordnen und zu kategorisieren. Zum anderen, ohne, dass dem Objekt eine konditionierte Wertung oder Be-Deutung beigemessen wird. Und wenn das dennoch geschieht, wird es im reinen Bewusstsein bzw. Gewahrsein unmittelbar als Solches erkannt. Es ist deshalb das reine Bewusstsein, weil es das Bewusstsein vom Bewusstsein über dich und die Dinge ist und selbst in nichts Gegenständliches verstrickt. Gewahrsein ist das eigenschaftslose und wertneutrale Sehen dessen, wie wir mit und der Welt interagieren, wie wir denken, deuten, einordnen und werten, ohne eine Meinung dazu zu haben. Es registriert sämtliche Vorgänge unseres Ich-Bewusstseins.

Während das Bewusstsein auf alles mit einer Interpretation und Einordnung reagiert, legt das Gewahrsein nichts in die wahrgenommenen Dinge hinein.
Wenn das Gewahrsein eine rote Rose erblickt, dann wissen wir zwar, dass es sich um eine Rose die rot ist, handelt, aber wir “verlieren” uns bzw. verfallen nicht mehr in die Bedeutungsgebung.
Normalerweise erfolgt durch den Verstand direkt eine Bewertung und Definition und daraus konstruierte Schlussfolgerungen. Es wird zwar gewusst was (es) ist oder was gesehen wird, aber der nächste, einst automatisierte Schritt in die Definition und be-ur-teilen des Betrachteten und Erlebten fällt aus.
Reines Wahrnehmen = Gewahrsein, ohne dem Wahrgenommenen etwas überzustülpen.
Hier verschwimmen und verschmelzen Subjekt und Objekt in-und miteinander.

Das bedeutet keinesfalls, dass wir uns jetzt nur an der Oberfläche des Geschehens bewegen und weniger registrieren, was ja zunächst mal so verstanden werden könnte. Es bedeutet, dass sich eine Verschiebung vom Bewusstsein des verengten linearen Denkens zu einer wesentlich weiteren eher rechtshirnlastigen Wahrnehmung vollzogen hat. Diese Bewusstseinsebene, derer wir uns hier gewahr werden war immer schon da, denn sie ist das undefinierbare allzeit gegenwärtige Sein unserer wahren Natur, seit Anbeginn unserer Existenz.

Im Erwachen kommt daher nichts hinzu, sondern wird erkannt, was immer schon (da) ist.
Wir pfropfen sozusagen allem was wir wahrnehmen etwas Altes auf, etwas das wir gelernt haben, das wir gewohnt sind und tief verinnerlicht haben, was zu einem ziemlich verengten Blickwinkel, dem besagten Tunnelblick führt. Wir projizieren etwas hinein.
Im Gewahrsein werden diese innerlichen, ansonsten unbewussten Vorgänge registriert, weshalb wir nicht mehr darauf beschränkt sind sie weiterhin automatisiert zu glauben. Damit wird der Blick auf das, was jeweils in seiner neutralen, tatsächlichen Form da ist, was wirklich stattfindet sichtbar und nicht durch Überlagerungen der Konditionierungen versperrt.
Wir bemächtigen uns nicht mehr der Wirklichkeit und verzerren damit ihren primären Gehalt, sondern be-lassen die Dinge und nehmen sie in ihrer ursprünglichen puren Form frei von unseren subjektiven Eingrenzungen wahr, ohne etwas (persönliches) von uns selbst hineinzulegen.




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