Phase 2

Verschobene Wertigkeiten, Empfänglichkeit und/oder passive Bindungsangst

Ein Pendel schwingt bekanntlich von einem Extrem zum anderen, bevor es sich nach und nach allmählich in der Mitte einfindet. 

Und so schwingen wir evtl. nach der Phase totaler Bedürftigkeit hin zu einer Haltung, die keinen Partner mehr will und braucht. 

Tatsächlich hängt unsere Zufriedenheit bereits nicht mehr davon ab, ob wir eine Beziehung führen oder eine in Aussicht ist. Anders wie in Phase 1 haben wir mittlerweile die Erfahrung gemacht, dass es kein Gegenüber braucht, um zufrieden und glücklich zu sein. Wir sind durch Selbstannahme in unserer Selbstliebe gewachsen und damit mehr bei uns selbst angekommen. 

Nach allem was wir erlebt und durchgemacht haben, können wir im Großen und Ganzen ohne Groll gut und gerne auf einen Partner verzichten. Beziehung und Partnerschaft beschäftigen uns nicht mehr großartig. Während zuvor das Singledasein stets einherging mit einer mehr oder minder drängenden Ausschau nach der nächsten Beziehung, sind wir jetzt ziemlich entspannt mit dem Thema. 

Nicht mehr von Bedürftigkeiten getrieben zu sein, die uns wie auf Autopiloten in alle möglichen (und unmöglichen) Konstellationen navigierten, eröffnet sich nun eine Freiheit diesen nicht mehr zwanghaft folgen zu müssen, weil sie von unserer Annahme gesättigt und gestillt wurden. Das könnte dazu verleiten, uns darin einzurichten. Und dabei nicht zu bemerken, wenn sich nun eine passive Bindungsangst dahinter verbirgt. 

Keinen Partner*In zu brauchen – um nie wieder das zu erleben, wovon wir uns zuvor unter Schmerz befreit haben, wäre genauso ein Konzept, ein stagnierend wirkender Glaubenssatz, der auf Traumata, Ängste, Befürchtungen u.ä. beruhen kann, wie die einst so fest verankerte Überzeugung in uns, abhängig von der Liebe, Zuwendung und Aufmerksamkeit eines anderen zu sein und etwas von außen zu benötigen, um sich gut zu fühlen. 
Das bedeutet in der Konsequenz auch immer, dass wir nicht zu 100% wir SELBST sind. Solange da das eine oder andere Extrem von Ausschließlichkeiten, festen Überzeugungen und Konzepten -die nicht auch alsbald komplett wieder fallen gelassen werden können und somit rein als bewusstes Gedankenspiel in uns stattfinden dürfen, als Perspektiven, die wir zwar einnehmen bzw. die sich uns gedanklich präsentieren und in dieser bewussten Wahrnehmung zwangsläufig an Wirksamkeit/Bedeutung verlieren-, in uns wirken, handeln wir nicht frei -von Identifikation und Konditionierungen die unser wahres individuelles SELBST überlagern. Wir reagieren und handeln dann nach einem (unbewussten) Glaubenssatz oder Konstrukt, das unsere Realität einfärbt, nicht nach dem, was tatsächlich im Einklang mit unserem reinen SELBST wäre. Entsprechend gefärbt ist dann auch unsere Wahrnehmung der Realität. 
Jede neue verkörperte Erkenntnis, wie diese von der Freiheit, kann dazu verleiten, zu einem neuen Konzept zu konzentrieren, das wir als Alibi für eine Schutzhaltung nutzen, die vor potenziellen Verletzungen schützen soll. Wenn wir höchst aufmerksam sind, dann bekommen wir das mit. 

Bestenfalls haben wir alle vorangegangenen schweren Enttäuschungen und Verletzungen verarbeitet und die damit verbundenen alten, evtl. auch neue Traumata geheilt. 
Dennoch gibt es hier meist immer noch die eine oder andere alte Wunde und Verkrustung bzw. unintegrierte Anteile, die wir erst spüren, wenn auch diese uns gespiegelt werden. Bestimmte, noch in uns schlummernde unerlöste Themen werden eben häufig erst dann bemerkt, wenn im Außen etwas auftaucht, das die entsprechenden Knöpfte drückt, so dass wir erst anhand unserer körperlich-emotionalen Reaktionen wahrnehmen, was evtl. noch unserer Hinwendung bedarf. Das erfahren wir spätestens dann, sobald jemand erscheint, der uns auch wieder “gefährlich” werden könnte bzw. der unser Herz berührt oder tiefer berühren könnte. Dann zeigt sich, wo wir aktuell tatsächlich in unserer Entwicklung, Heilung und Integrität stehen. 

Zum einen: Gebranntes Kind scheut das Feuer: 
Z. B. wiederholt in exakt die Situationen zu geraten, die der Beginn für vergangene tiefe Verletzungen waren, wie beispielsweise Smalltalk, erster Nähe Kontakt, Komplimente etc…mit einer Frau/einem Mann der/die uns gefällt. Vielleicht weichen wir zunächst erschrocken zurück, wenn uns jemand freundlich, aber bestimmt nahekommt. Es könnte aber auch um die noch vorhandene Angst/Unsicherheit gehen, nicht zu wissen, inwiefern unsere Unabhängigkeit auch dann standhält, wenn wir Anziehung empfinden und Gefühle entwickeln, Nähe zu lassen oder uns ganz einlassen würden. Denn das zeigt sich ja erst im Moment des Zustandekommens. 
Der Wechsel von Bedürftigkeit zu natürlichen Bedürfnissen und gesunden Ansprüchen: 
Zum anderen; tauchen gewisse Aspekte erst dann auf, wenn wir vorangegangene Heilungsprozesse bereits durchlaufen sind. 
Erst wenn die starke Bedürftigkeit abnimmt und damit nicht mehr erfüllt werden muss, rücken natürliche, gesunde Bedürfnisse deutlicher in den Vordergrund – und folglich kann bemerkt werden, inwiefern diese ggf. erfüllt-oder nicht erfüllt werden, und was das jeweils in uns auslöst. 
Zuvor waren wir so sehr von den höchst bedürftigen Anteilen in uns gesteuert und eingenommen, dass wir zwischen gesunden Bedürfnissen und Mangelbedürfnis weder trennen noch klar differenzieren konnten. Der Fokus lag einzig auf die (Er)Füllung unserer inneren Mangelgefühle, der inneren Löcher, die ein Fass ohne Boden darstellen, solange wir uns ihnen nicht selbst in Annahme widmen, kann uns tatsächlich niemand anderes wirklich gerecht werden. So war es uns erst gar nicht möglich, an diesen Punkt zu gelangen, wo sich die Frage nach der Erfüllung gesunder, natürlicher Bedürfnisse stellte und abzuschätzen, in wieweit jemand uns darin entspricht. 

In Phase 2 gilt es also u.a. das neue Extrem auspendeln zu lassen. Wie das von verlustängstlichen, bedürftig zwanghaftem Brauchen und -die Kehrseite der Medaille- des Mauerns durch die “entstandene” Bindungsangst. 
Wir sind soziale Wesen die nicht für unendliches Alleinsein gemacht sind, sondern um gesunde Beziehungen zu führen. Gesundes Geben und Nehmen/Empfangen. Ebenso, dass gesunde Bedürfnisse durch andere, oder jemand anderen erfüllt werden. 

Die Frage ist also auch, wie offen und empfänglich sind wir? 
Blocken wir jemanden vorschnell ab, noch bevor wir seine Energie empfangen haben, und unsere Intuition, also unser inneres System damit in Berührung kam, und uns entsprechende Einschätzungen senden kann? 
Können wir (angst)frei und offen empfangen, was durch einen anderen an Energien und Gesten auf uns zu kommt? 
Haben wir Angst, uns wieder in etwas zu verlieren oder die gleichen Erfahrungen wie zuvor machen zu müssen, also wieder enttäuscht oder verletzt oder gar (re)traumatisiert zu werden, und (er)finden daher Ausreden bzw. ziehen uns in die neu gewonnene Unabhängigkeit zurück? 
Tauchen doch wieder Beziehungswünsche auf und ein frühzeitig Sich-ganz-Einlassen auf jemanden der zwar irgendwo da ist, um uns herumschwirrt, aber sich noch gar nicht wirklich auf uns eingelassen oder sich für uns entschieden hat, weil er beispielsweise noch in einer anderen Beziehung steckt? Lassen wir uns wieder auf Halbheiten ein?  
Versuchen wir als Frau jemanden für uns zu gewinnen, anstatt darauf warten zu können, dass jemand kommt, der sein klares Interesse an uns bekundet und auch bereit ist sich entsprechend um uns zu bemühen? 
Solche und ähnliche Fragen wären angemessen. 

Unsere neu gewonnene Unabhängigkeit und Souveränität, die durchaus sehr wertvoll ist und bleibt, sollten uns also nicht dazu verleiten, Mauern aufzubauen o. aufrechtzuerhalten. 
Genau so wenig wäre es ratsam, unsere neuen Wertigkeiten, was uns selbst und unsere Beziehungen anbelangt, aufzugeben. 
Ein Mann (oder eine Frau) der beispielsweise noch in einer anderen Beziehung steckt, hat uns schlicht (noch) nicht verdient, ganz egal, was er uns erzählt, und wie sehr eine Frau spürt, dass er sie liebt. 
Ist diese Liebe auch stark genug in ihrer Verantwortung und Konsequenz? DAS ist oftmals die eigentlich entscheidende Frage. Ist der Mann kraftvoll genug, wirklich zu lieben oder kann er sich nicht entscheiden, weiß nicht, was er will, und engagiert sich auch nicht entsprechend dafür, dann wird er die Frau kaum zufrieden stellen können. 
Wenn wir Frauen es uns selbst wert sind, so geliebt zu werden, wie wir es verdienen, dann dürfen wir uns eben auch nicht vertrösten lassen und mit weniger zufrieden geben. Das ist der Punkt. 
Wir gehen voraus, in dem wir uns nicht mehr für irgendwelche zehrende, uns nicht erfüllende Halbheiten und/oder sonstige ungesunde bis destruktive Bindungsmuster hergeben. 

Ja, und das geht eben nur soweit, wie wir tatsächlich unsere inneren, meist tief verborgenen Urteile über uns selbst, nicht mehr ins Außen projizieren müssen, um diese zu erkennen und in unsere personale Ganzheit zu überführen, um in die Mitte (wie ich sie u.a. im Individuationsprozess beschreibe), unseren urweiblichen (bei Männern, urmännlichen) Pol ganz anzukommen. Und damit in der bedingungslosen Akzeptanz und Liebe zu uns selbst. 
Alles was von einer/einem potenziellen PartnerIn ausgeht und uns unangenehm trifft, ist das Aufploppen eigener teils tief verdrängter Überzeugungen/Glaubenssätze/Meinungen über uns selbst, die wir überwiegend seit Jahrzehnten oder bereits genetisch in uns tragen. Wir erleben das, was wir in uns selbst ausgesperrt haben. Nicht nur! Aber eben auch. 
Es geht nicht darum, alles zu akzeptieren, also auch destruktive Muster anderer zu dulden, oder uns unter Wert herzugeben, ganz und gar nicht, sondern, alles was in unserer eigenen inneren Wahrnehmung als verletzend, enttäuschend, schmerzlich usw. erscheint NICHT abzulehnen! Alles was in uns auftaucht, sind zu uns gehörige Anteile, die wir, solange sie nicht angenommen wurden, immer wieder im Außen in Verhaltensmustern anderer erleben. Insbesondere in Verhältnissen, die eine gewisse Abhängigkeit implizieren beispielsw. am Arbeitsplatz, in Freundschaften und Liebesbegegnungen. Es dort abzulehnen, in dem wir aus destruktiven, wenig wertschätzenden, uns unwürdigen oder übergriffigen Erlebensmustern aussteigen, ist mehr als gesund und richtig, aber das was es IN UNS auslöst, das was bereits in unserem System an Reaktionen darauf auftaucht, ist für unsere Befreiung unbedingt anzunehmen. Denn hier lehnen wir eben nicht die äußere Situation oder unzuträgliche Menschen ab, was wir dürfen und sollen, sondern stets uns selbst. 
In dieser Weise ist Außen und Innen eins. D. h. es bringt natürlich nichts, wenn wir nur ablehnen, was uns im Außen nicht guttut. Damit allein gelangen wir nicht in die gewünschte und befreiende SELBSTliebe, gelangen nicht zu uns SELBST, und entscheiden wir auch nicht, was uns begegnet. Sondern hängt dies zunehmend, wenn auch nicht nur, von unserer eigenen inneren Konstitution unseres Befreiungsgrades ab, womit wir in Resonanz gehen, aber auch von Einsicht und Erkenntnis. 

Detaillierter können wir sagen, wenn jemand beispielsweise nicht zu dir steht: schau, wie sehr du zu dir selbst stehst. 
Wenn dich jemand übergeht oder deine Grenzen nicht achtet: schau, wie sehr du dich selbst übergehst, und deine Grenzen nicht achtest, indem du z. B. bleibst, wo du besser gehen solltest. 

Frage dich, was passiert, wenn ich den anderen einfach so sein lasse, wie er ist? Ohne ihn auf-oder abzuwerten. 
Wenn ich einfach die Situation genauso wie sie ist akzeptiere – wir sinken in uns hinein, lassen uns fallen, geben auf, und fühlen, was es hierbei zu fühlen gibt. 

Ich bleibe im Folgenden in der Position der Frauen: 
Verschlossenheit oder Widerstände um unser Herz, sind nicht der Sinn eines frei fließenden mit sich selbst in Einheit strömenden HierSeins. 
Andererseits; sich zu schützen, und tiefere Ebenen in uns nicht gleich für jeden x-Beliebigen zu öffnen, ist und bleibt durchaus legitim und wichtig, wenn es ansteht. Nämlich dann, wenn die empfangene Energie des anderen uns tatsächlich nicht guttut, wenn es beispielsweise an Respekt, Verantwortung, Wertschätzung und Liebe oder an der Bereitschaft sich auf dich einzulassen mangelt. 

In einem bestimmten Stadium wird es nicht mehr möglich sein, uns selbst auf alles was unter dem ist, wirklich freien Herzens voll und ganz einzulassen, d.h. vollständig in Resonanz zu gehen und damit einen Beziehungswunsch zu entwickeln. Du wirst von Anbeginn unzufrieden damit sein, deine anfängliche Offenheit wird nicht anhalten, und dich weigern offen zu bleiben oder dich ihm seelisch-/körperlich-/geistig-/emotional hinzugeben. Du wirst auch nicht darum kämpfen, schon gar nicht mit allerlei Taktiken aus dem Toll der Partnerrückgewinnungs-Strategie-Szene-, damit der andere zurückkommt oder sich für dich entscheidet. Es widerstrebt dir, selbst dann, wenn du etwas für ihn empfindest – was ein gutes Zeichen ist. Tiefere Ebenen der Frau öffnen sich dann nur noch der Liebe aus einem rückhaltlosen Herzen. Nicht, wenn es um Deals, um faule Kompromisse, um mangelnde Werte die dir nicht entsprechen, um Halbherzigkeiten, um Bedingungen oder schlicht, um nichts Halbes und nichts Ganzes geht. 
Wer sich nicht vollständig mit Herz und Seele auf dich einlässt, wer sich noch von seinen Ängsten leiten lässt, nicht verfügbar beispielsweise und/oder lieber in seiner alten Beziehung bleiben oder seine Freiheit über alles stellt, wird hier, vielleicht erstmalig, wirklich Probleme bekommen. 
Und das ist kein aktiver Willensakt der Frau, sondern reagiert ihr System intuitiv angemessen darauf, in dem es sich nicht weiter für diese Person öffnet. Es erreicht sie dann einfach nicht genügend. Entweder kommt es durch die Berührung des anderen ins Fließen oder nicht, ggf. entwickelt sie erst gar keinen Wunsch nach mehr. Und das alles kann schon direkt zu Beginn beim Kennenlernen geschehen. 

Wenn sie dann deshalb direkt/indirekt für ein misslungenes match verantwortlich gemacht wird: 
Möglicherweise versucht sie ihm dann sein widersprüchliches Verhalten, seine Ambivalenz von Nähe (an ihr festhalten) und Distanz (Widerstand gegen sie) näher zu bringen. Nicht weil sie ohne ihn leidet oder sich vor Sehnsucht nicht zurückhalten kann. In diesem Stadium geht es nicht mehr darum, von jemanden etwas unbedingt erhalten zu wollen/müssen. 
Das Warten auf einen Anruf, das Schauen auf das Handy, ob er sich gemeldet hat, und dass alles evtl. noch unter einer sehnsuchtsvollen Anspannung, die sich nach Zweisamkeit und nach einem Treffen sehnt, oder gar kaum an etwas anderes denken lässt, ist verschwunden. Wir sind selber streckenweise verwundert über die neue Souveränität unseres (Liebes)Ausdrucks aus dem urweiblichen Pol. Genau diese Schmachterei der rein hormonell bedingten Verliebtheit taucht dann nämlich in dieser Form und unter diesen Bedingungen nicht mehr auf, und zeigt, dass keine Liebessucht vorhanden ist, und kein eklatanter Mangel mehr besteht. Was nicht bedeutet, dass nun für immer alles in uns bereinigt ist. 
Möglicherweise versucht sie ihm das zu erklären, weil sie mitbekommt, wie er, trotz seines eigenen Wunsches mit ihr zu sein, alles tut, dass es nicht zustande kommt. Sie versucht Klarheit in ihre Situation zu bringen, obgleich sie selbst nicht weiß, was in der Folge daraus entstehen würde. Was es in ihr bewirkt, kann sich erst zeigen, wenn es so weit ist. Leben im Hier und Jetzt als bewusste, tief verinnerlichte Verkörperung. Wo wir uns nichts vornehmen, sondern unser System angemessen reagiert, wenn es bevorsteht. 
Höchst wahrscheinlich bleibt der andere für diese Messages unerreichbar, weil es hierbei nicht um ein verhandelbares Verständigungsproblem geht, sondern um eine Bereitschaft, die entweder da ist, oder nicht. Dahinter stehen meist (Bindungs)Ängste vor Herzbruch, vor Nichtgenügen, Verletzung und Enttäuschung, vor Freiheitsverlust, vor Vereinnahmung etc.. Logische Erklärungen und überzeugende Argumente nützen daher wenig.  
Kurzum, Fakt ist jedenfalls, und dies gilt evtl. mehr für Phase 3 (wie bereits andernorts erwähnt, sind die Übergänge und Grenzen der Phasen aufgrund der Vielschichtigkeit und Komplexität der Menschen nicht starr, sondern fließend): Männer kommen mit ihren diesbezüglichen Unsicherheiten und Halbheiten bei ihr nicht weiter. 

Während der bedürftige Mangelzustand in Phase 1 dadurch gekennzeichnet ist, dass er den anderen völlig unabhängig von seinem Verhalten stets als begehrtes (Beziehungs)Ziel betrachtet und bestrebt ist, den unter allen Umständen begehrten Menschen, sowie explizit den eigenen inneren Mangel, endlich erfüllt zu bekommen, im Versuch den anderen von sich zu überzeugen, sich selbst zu übergehen, zu leugnen und zu unterdrücken. 
Hier stellt sich überhaupt nicht die Frage; ist er wirklich der Richtige für mich? Gibt es mir das, was ich verdiene und brauche? Sondern, geht es schlicht einzig darum, ihn für sich zu gewinnen, ohne darüber nachzudenken, was das tatsächlich bedeuten würde, wenn ihr Wunsch in Erfüllung ginge. Ob sie wirklich damit zufrieden wäre, einen Mann an ihrer Seite zu haben, der sich nicht um sie bemüht hat.? Der sich mehrfach “bitten” ließ? Der sie nicht aus eigener Kraft und Engagement wirklich gewollt und letztlich erreicht hat? Und damit nicht in seiner Polarität ist. Der ihr kaum etwas gibt, der schlicht kaum etwas zu geben hatte und sich stattdessen mehr (von ihr) versorgen ließ? Was warst und bist du ihm also wert (gewesen)? Genügt dir sowas? Träumst du nicht von mehr? Was bist du dir wert? 
In dieser außenorientierten, sich selbst übersehenden Dynamik war kein Platz sich über ihre echten Bedürfnisse klar zu werden oder darüber, wie es tatsächlich wäre, wenn sie ihn hätte, und ob sie ihn überhaupt, so wie er sich verhält, wirklich will. Der Schmerz der gefühlten Ablehnung eines geliebten Menschen hält sie in der einseitigen Betrachtung fest und im Bestreben die Richtige für ihn sein/bleiben zu wollen (er muss es nur noch erkennen), ihm zu entsprechen, anstatt ihre Bedürfnisse wahrzunehmen und zu überprüfen, ob er ihr wirklich geben kann, was sie braucht. 
In dem sie seine Polarität nicht als Anspruch hat und beispielsweise auch nicht sagt, was sie denkt und sich damit genau so kontrolliert und alles zurückhaltend verhält, wie er, um nichts Falsches zu sagen/tun/sein, was ihn verjagen könnte. So kann sie genau so wenig wie er, ganz sie selbst sein, da im Mangelzustand auch ein Mangel an Autonomie besteht und damit große Hemmungen zu sich selbst zu stehen. 

Und hier wird nochmals sehr deutlich, dass mindestens in Phase 1 das Entfacht-und Verliebtsein die reinste Projektion ist, die alles andere, sich und den anderen, überblendete. 
Der primäre Wunsch nach einer Quelle der Erfüllung im Außen – ein ebenso egozentrisches Leidmotiv, wie bei ungeheilten Männern auch. Wir haben es nicht anders gelernt, als unbewusste Deals mit unseren Partnern einzugehen. 
Damit wird recht offensichtlich, wie wichtig es ist, eben nicht nur im sog. Hier und jetzt zu sein und zu fühlen, was wir für einen Menschen empfinden. Bzw., dass es nicht darum geht, uns allein nach unseren aktuellen Gefühlen für Jemanden zu richten, sondern Hier und Jetzt ein Dreiklang aus Kopf-Herz-Intuition sehr wichtig ist, statt sich allein von Emotionen leiten zu lassen. Im Grunde besteht die Intuition ohnehin mindestens aus Kopf & Herz. 
Gerade in der spirituellen Szene wird häufig der Verstand abgewertet. Dabei ist es der Verstand und die Vernunft, die in einer toxischen Verbindung mit einem Menschen den du immer noch begehrst, die Reißleine ziehen kann. Es geht auch nicht darum aus dem Moment in lauter Pläne zu flüchten, aus irgendwelchen Bedenken oder Befürchtungen heraus, sondern genau hinzuspüren, was die aktuelle Realität in diesem besagten Dreiklang für dich beinhaltet und aussagt. Noch ein Beispiel: Eine Frau, die gern Kinder hätte und eine Familie gründen möchte, wird bestenfalls nicht erst dann auf ihre Intuition achten, wenn sie bereits das erste Kind bekommen hat, sondern, trotz Emotionen darauf schauen, dass sie sich auf jemanden einlässt, der möglichst nicht bereits nach dem ersten gemeinsamen Kind verschwindet. Das ist kluge Präsenz und keineswegs den Moment verweigernd. 

Darum geht es also in Phase 2 – Wir loten vieles neu aus. 

Kennzeichnend bleibt, dass Bedürftigkeiten und Erwartungshaltung abgenommen haben, nach keiner Quelle im Außen mehr gesucht wird, und wir uns selbst zu geben vermögen, was wir zuvor glaubten nur durch einen anderen erhalten zu können oder zu müssen. Unsere Selbstannahme und unser Selbstwertgefühl sind gewachsen, wir versorgen uns selbst mit Zuwendung, Aufmerksamkeit und Liebe. Wir haben die Verantwortung für uns selbst übernommen, sind wählerischer und achtsamer geworden. Wir bekommen klarer mit, woher der Wind weht, wenn uns jemand zugeneigt ist, aber können wir auch restlos widerstehen, wenn unsere Intuition einmal wieder laut oder leise -wie schon in Phase 1- Alarm schlägt? Das wäre das Nächste was auf den Prüfstand kommt. 

Demnach gilt es also weiterhin, achtsam zu sein und hinein zu spüren, was es mit uns macht, wenn jemand uns energetisch näherkommt, insbesondere, wenn wir ihn/sie mögen. Es zuzulassen und zu fühlen. Evtl. taucht alter Schmerz auf, der mit den vorangegangenen Erlebnissen in Phase 1 zu tun hat, und der Grund für diese Schicht um unser einst so verwundetes Herz ist. Diese Reste lösen wir in Phase 2 nach und nach auf, so dass unser Herz tatsächlich frei von allen Mauern in Liebe fließen und diese auch vollständig empfangen kann, ohne sich ängstlich oder bedroht zu fühlen, oder selbst wenn eine Befürchtung oder Unsicherheit auftaucht, sie uns nicht mehr davon abhalten kann, in dem wir auch das zulassen und durchfühlen, und uns vielleicht ggf. auch beim passenden Gegenüber damit zeigen. 
Empfänglichkeit, Durchlässigkeit und weitere Hingabe (an uns Selbst) auf der Herzebene, bezüglich des von uns präferierten Geschlechts, ist das zentrale Thema. Passive Bindungsängste werden aufgelöst. 

In dieser Phase haben wir längst gelernt, dass wir die Lösungen nur in uns selbst finden. Und selbst wenn wir einmal im Außen kämpfen oder etwas zu verändern versuchen, was einzig nur in uns gelöst werden kann, kommen wir auf Grund unserer neu etablierten Haltung rascher wieder zurück zu uns, um dort zu verrichten und zu klären, was im Außen nicht gelöst werden kann. 

Der Pfad zur Selbstliebe geht also weiter – wacher, aufmerksamer, einsichtiger und damit höchst verantwortungsbewusst. Er macht uns zutiefst empfänglich, für uns selbst und alles, was ist. 

Unsere Entwicklung können wir uns eher wie einen spiralförmigen Verlauf statt einer linearen Strecke vorstellen. Wir steigen nicht Schritt für Schritt einen Berg hinauf zum Gipfel, oder einen Weg entlang bis ans Ziel, sondern geraten wiederholt in dieselben oder ganz ähnliche Situationen, nehmen diese aber von Mal zu Mal, bestenfalls aus einem erlöst veränderten, erweiterten und gereifteren Bewusstsein heraus wahr. Wir durchschauen und erkennen mehr, weil wir aufmerksamer und wacher durch vorangegangene verarbeitete Erlebnisse geworden sind. Die Dinge wiederholen sich, aber wir gehen anders mit ihnen um. 

In Phase 2 geraten wir dann auch beispielsweise nicht mehr an echte Narzissten o. Soziopathen, sondern mehr an Seelenverwandte bzw. sog. karmische Verbindungen die zwar auch noch mehr oder minder von narzisstischen Zügen betroffen sein können, weil ohnehin fast alle Menschen auch (gesunde) narzisstische Anteile haben, die aber von ihrer allgemeinen Konstitution her im Verhältnis wesentlich sanfter und weniger destruktiv sind und die wiederum ähnliche “Probleme” haben wie wir selbst. Was nicht bedeutet, dass sie nicht toxisch sein können. 
Allein daran bemerken wir, dass wir entweder keine allzu krasse Kindheit hatten oder aber bereits eine unglaubliche Menge an innerer Arbeit verrichtet haben und damit unser Bindungsmuster Heilung erfahren hat. 
Von Null zu Selbstliebe ist der längste und schwerste Weg, aber, er ist definitiv möglich! Wer den Willen und die Bereitschaft dazu in sich verspürt, ebenso wie beispielsweise als Synonym bei sich SELBST anzukommen, der schafft das auch! 

Die Seelenpartner in dieser Phase können sein; 
Männer mit ähnlichen Bindungsstörungen wie in Phase 1. und/oder die außerdem nicht (vollständig) in ihrer Polarität sind. Die beispielsweise noch in einer anderen Beziehung stecken-bleiben, obwohl sie in dich verliebt sind. Schwach oder unsicher wirkende Männer, die nicht wissen was sie wollen, die sich nicht (für dich) entscheiden können, und darum auch weder für dich, noch für euch beide einstehen – selbst dann nicht, wenn es sie voll erwischt hat und sie verliebt sind. Es kommt jetzt nicht mehr stürmisch, sondern so lauwarm daher, von weder wirklich gewollt-sein, noch abgeschossen werden, und erinnert an Warmhaltetechniken.  
Männer die Angst vor Ablehnung haben, die nichts riskieren, und sich nur dort bewegen, wo es einigermaßen sicher für sie ist. Die nach außen hin zugleich von sich überzeugt wirken und sich nie groß anstrengen mussten, um eine Frau für sich zu gewinnen. Denen Frauen in den Schoß fallen, weil sie reich sind, Status haben oder gut aussehen. In Bezug auf Frauen sind es verweichlichte Männer, die auf Grund ihrer Komfortzone nie erfahren, wie es ist, ein wahrer Held des Herzens zu sein, der auch schon mal alles riskiert hat, ohne zu wissen, dass oder was er gewinnt. Männer die, wenn es dergleichen zu tun gibt, es auf die Frau übertragen – die ihnen einfach so zufallen soll, schlicht weil allein ihre bloße passive Anwesenheit bereits ausreichen muss.  
Oder Männer die nicht gewillt sind Verantwortung zu übernehmen. Die quasi nichts zu geben haben, weil sie irgendwo Kinder geblieben sind, die nicht erwachsen werden wollen. Das sog. Peter Pan-Syndrom finden wir auch hier nicht selten vor. Flatterhafte Männer und Frauen, denen jede Anstrengung zu viel ist, da sie einfach nur den Moment genießen und Spaß haben wollen. Die daher verantwortungslos, selbstsüchtig wirken und ungebunden bleiben wollen. Allein das Wort “Beziehung” erschrickt sie total. Sie machen aus ihrer Bequemlichkeit sogar eine Lebensphilosophie. Ala: Einfach nur den Moment voll und ganz auskosten. Der Gedanke, sich einer Sache zu verschreiben ist ihnen höchst unangenehm. Daher lassen sie sich auf nichts Ernstes ein, weil sie glauben, dass könnte das Ende ihrer Freiheit und somit ihrer selbst bedeuten. Verbindlichkeiten, feste Strukturen bedeuten weniger Wahlmöglichkeiten, und das ist für sie ähnlich wie sterben. Sie möchten dennoch und vor allem in den Genuss der Vorteile kommen, die nur diejenigen genießen, die sich ganz auf jemanden/etwas einlassen und Verpflichtungen eingehen. Aber sie geben nichts. Sie wollen z.B. tiefste Liebe spüren, aber nie eine Verpflichtung eingehen – was ja erst zu einer maximalen Tiefe führen würde. Sie wollen nur die angenehmen Seiten des Lebens erfahren, aber ohne den Aufwand, der nötig ist, um sie zu erreichen und zu erhalten. 
Sie schieben ihr Leben endlos hinaus, und erfinden ständig Ausreden, warum gerade nicht der richtige Zeitpunkt für ein echtes Engagement ist. Und sie hoffen, dass keiner merkt, dass der richtige Augenblick niemals kommt. Bspw. erzählen sie allen, dass sie sie lieben, und meinen das in ihrer aktuellen Begeisterung auch so, aber sie verschenken niemals wirklich ihr Herz. Sie wissen gar nicht, was das bedeutet, und folglich auch nicht, wie das ist – weil sie das Gefühl genießen, absolut ungebunden zu sein. Sie interpretieren dies als Freiheit und sogar als Form von Spiritualität und Transzendenz. Als bindungsängstliche Menschen empfinden sie Stolz auf diese Form der Freiheit und jede Bedrohung ihrer als sehr beunruhigend, denn sie können Engagement und Sterben nicht auseinanderhalten. 

Kurzum: Sie suchen Mütter. Und so verehren sie auch nur die Mutter in den Frauen, von der Frau in der Frau, mit ihren natürlichen Bedürfnissen und Ansprüchen, fühlen sie sich bedrängt, darum wird sie geflissentlich übersehen und übergangen. 
Natürlich gibt es das auch geschlechter-verkehrt. Demnach ist das für Frauen und Männer, die sich selbst wertschätzen, und die bereit sind für alles, statt nichts- Halbes, nichts- Ganzes, ziemlich unbefriedigend. 

Es ist ok, dass du wachsam bist, nachspürst um deiner intuitiven Stimme zu horchen. Es ist gut und ok, dass du nicht die gleichen Fehler machen möchtest, wie einst. Du weißt ja wohin dich das geführt hat und das möchtest du auf keinen Fall wiederholen. Du möchtest weiser entscheiden, für dich, für dein Bestes, und dich vor weiterem unnötigen Leid bewahren. Auch das ist (Selbst)Liebe. 

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