Klientenzentrierte Gesprächsführung/ Personenzentrierte Psychotherapie nach C. Rogers


Die klientenzentrierte Gesprächsführung, auch bekannt als personenzentrierte oder non-direktive Psychotherapie, ist eine Methode, die der humanistischen Psychologie zuzurechnen ist. Sie wurde Mitte des 20. Jahrhunderts vom Psychologen Carl R. Rogers begründet und wird auch als Gesprächsführung in Beratung und Coaching angewandt.
Die humanistische Psychologie geht von einer Aktualisierungstendenz im Menschen aus.
Beim Begriff Humanismus als Weltanschauung steht der Mensch als universal, individuell und als höchste Instanz im Mittelpunkt mit all seinen Möglichkeiten und Zielen.

Aktualisierungstendenz
Die humanistische Psychologie geht davon aus, dass der Mensch, genau so wie Pflanzen oder Tiere eine inhärente Tendenz zu Entfaltung aller Kräfte besitzt, die der Erhaltung oder dem Wachstum des Organismus dienen. Wenn diese Tendenz nicht behindert wird, bewirkt sie verlässlich beim Individuum Wachstum, Reife und eine Bereicherung des Lebens. Das beste Beispiel ist das Kleinkind in einer einigermaßen vernünftigen Umgebung. Es lernt laufen. Obwohl es sich stößt, hinfällt und frustriert ist, strebt es unablässig eine effektivere und befriedigendere Art der Fortbewegung an. Gleiches gilt für den psychologischen Bereich – dass nämlich in einem einigermaßen wachstumsfreundlichen Klima die Tendenz des Organismus, sich in umfassendere Weise zu verwirklichen so zuverlässig funktioniert, dass sie auch Hindernisse und Schmerz überwindet.
Es bedarf kaum eines besonderen Hinweises darauf, dass unzählige Umweltfaktoren den menschlichen Organismus auch daran hindern können, sich von seiner Aktualisierungstendenz leiten zu lassen.
Der Therapeut unterstützt diese sog. innere Aktualisierungstendenz, indem er dem Patienten hilft, sich selbst zu verwirklichen. Seine physische o. psychologische Umgebung kann sich in der Weise auswirken, dass seine Aktualisierungstendenz gehemmt oder vollkommen blockiert wird.

Darum nahm C. Rogers an, dass weniger die therapeutische Technik, dafür mehr die Haltung des Therapeuten und das gegenwärtige Klima eine entscheidende Rolle im Setting spielen, um die Kompetenzen der Aktualisierungstendenzen bestmöglich zu unterstützen. Zur Gesprächstherapie gehört daher, dass der Therapeut eine warme, einfühlende und bedingungslos wertschätzende Haltung dem Patienten gegenüber einnimmt. Er bewertet den Patienten nicht und bringt ihm Achtung und Respekt entgegen.
Er hat empirisch bewiesen, dass sich eine Person dann aus sich selbst heraus verändert, wenn ihr eine Beziehung angeboten wird, die von bedingungslose Akzeptanz und Wertschätzung, Annahme, Wärme, Einfühlungsbereitschaft, Verständnis und Echtheit getragen ist.

Im Gegensatz zu anderen Therapieformen konzentriert sich die Gesprächstherapie nicht auf die Probleme des Patienten, sondern auf dessen Entwicklungspotenzial im Hier und Jetzt.

Zu Beginn wird die Vorgeschichte des Klienten eruiert, die ihn zum Therapeuten führt. Daraufhin legt der Klient fest, welche Ziele er in der Therapie erreichen möchte.

Das Kernstück der Gesprächstherapie ist das Gespräch zwischen Klient und Therapeut. Der Klient schildert seine Probleme und seine Sichtweisen. Der Therapeut ist bemüht, die Gefühle und Gedanken des Patienten möglichst genau zu verstehen.

Was der Therapeut in einer Gesprächstherapie nicht macht, ist, dem Patienten Ratschläge oder Anweisungen zu erteilen. Er sagt dem Patienten also nicht, wie er sich verhalten soll, sondern hilft diesem vielmehr dabei, eine individuelle Antwort in sich selbst zu finden.
Der Mensch trägt im humanistischen Menschenbild alles in sich, das zur Heilung notwendig ist und er ist selbst am besten in der Lage, seine persönliche Situation zu analysieren und eine Lösung für seine Probleme zu finden, während der Therapeut ihn dabei unterstützend begleitet.

Dieses psychotherapeutische Verfahren eignet sich beispielsweise gut, wenn eine Person eine Unstimmigkeit (Inkongruenz) zwischen ihrem Selbstbild und ihren Erfahrungen wahrnimmt. Aber auch bei Ängsten, Depressionen, Zwangsstörungen u.ä. Zudem sollte eine gewisse Bereitschaft vorhanden sein, sich selbst genauer zu erforschen.

Die Aktualisierungstendenz des Menschen ist eine starke Kraft die ihren eigenen Rhythmus und ihre eigene Richtung besitzt. Die Aufgabe des Therapeuten besteht darin, sich seiner eigenen Verwirklichungsprozesse bewusst zu werden und auf sie zu vertrauen. Das Zentrum des therapeutischen Prozesses liegt im Klienten selbst, dessen inneres Erleben Tempo und Richtung der therapeutischen Beziehung bestimmt.

 

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