Schriftliche Aufzeichnung eines Podcast:
Nein, warum nicht?
Zunächst mal gibt es verschiedene Arten von Traumatisierungen.
Wir unterscheiden da zwischen einmalige überwältigende Ereignisse, die als Schocktraumata bezeichnet werden und in jeder Alterspanne passieren können. Anders als häufig geglaubt, kann es sich dabei beispielsweise um Ereignisse handeln, von denen oftmals nicht ausgegangen wird, dass sie traumatisierend sein können (es kommt auf die innere Disposition des Menschen an), wie beispielsweise durch eine Operation, eine Zahnarztbehandlung und ähnliches. Naturkatastrophen, Krieg oder der Tod eines nahen Angehörigen und vieles andere. Nicht jeder wird durch die gleichen Ereignisse traumatisiert.
Dann gibt es die sog. Bindungs- und Entwicklungstraumata, die Folge einer über einen längeren Zeitraum in der Kindheit entstandenen Traumatisierung sind. Beispielsweise durch andauernde Vernachlässigung, Verwahrlosung oder Abweisung, fehlende Anerkennung und Lieblosigkeit, bis hin zu Abwertungen des Kindes, sowie verbale, physische oder sexuelle Gewalt und Übergriffe, die zu einer sog. komplexen Traumatisierung führen können.
Die Folgen auf das zukünftige Leben hängen nicht nur von der Resilienz des Kindes ab, sondern nicht zuletzt wesentlich davon, wie das sonstige Umfeld auf das traumatisierte Kind reagiert. Wie viel Unterstützung es erfährt und ob es liebevolle Einflüsse und einfühlsame, zugewandte Verbindungen hat – beispielsweise im Kindergarten oder Hort, den Großeltern oder ähnlichen Bezugspersonen aufgefangen wird und damit zusätzlich auch andere, nämlich positive Erfahrungen mit Bindungspersonen macht.
Natürlich kann ein solcher Schritt auszusprechen, was in uns vorgeht, wenn das für uns völlig ungewohnt ist – was in Therapiesitzungen ständig passiert- entlastend und auch befreiend sein, gerade wenn wir Angst davor hatten, uns mitzuteilen, zumal es dann Überwindung und Mut gekostet hat. Sicherlich kann uns das auch näher zu uns selbst bringen, wir reflektieren und/oder bekommen durch das Gegenüber etwas reflektiert und verstehen uns selbst möglicherweise besser, aber heilt uns das von einem schweren Entwicklungstrauma und macht uns das bereits beziehungsfähig? Oder ist das nicht möglicherweise bestenfalls ein wesentlicher Punkt und nur ein Schritt dorthin? Letzteres würde ich sagen.
Die Ursachen liegen oftmals viel tiefer und sind umfassender.
Wie viele Menschen teilen täglich ihre Ängste, ihre tiefsten menschlichen Empfindungen und Gedanken in den Netzwerken oder bei Sessions und dennoch ist ihr Problem mit dem toxischen Partner ihrerseits nicht damit gelöst. Oder stellt euch vor, und vielleicht haben sogar einige selbst mal die Erfahrung damit gemacht, ihr hättet eine Redeangst vor fremden Menschen oder einem größeren Publikum, die ja ebenfalls auf eine Hemmung im sozialen Miteinander beruht. Ihr müsst aber ein Referat oder was immer vortragen, nun teilt ihr zu Beginn oder Tage vorher der Gruppe mit, dass ihr Angst davor habt, und dennoch hat sich am Tag x daran kaum bis gar nichts daran geändert.
Oder nehmen wir an, da ist ein Pärchen und beide teilen sich mit, was in ihnen vorgeht.
Beispielsweise, sagt die Frau, dass sie Eifersucht und Verlustangst verspürt und sie fühlt sich ängstlich, ihr Körper eng und angespannt, und sie hat Gedanken, wie beispielsweise: “Er findet die andere also besser, intelligenter oder hübscher.” und/oder: “Ich bin weniger wert, ich bin nicht gut genug für ihn…” und/oder Ähnliches.
Das mag aufrichtig sein und wenn keine Vorwürfe mit einfließen, wäre das auch wertvoll, aber wird ihr Gefühl der Eifersucht oder der Verlustangst anschließend schwinden und nicht mehr wieder kommen? Vielleicht, wenn er ihr z.B. sagt, dass er sie liebt? Wohl eher nicht, denn die Eifersucht bzw. die Verlustangst ist nur ein Symptom für eine tieferliegende Ursache, die allein durch Mitteilen nicht gelöst werden kann.
Kurzum: Sich seinem Partner oder sonst wem mitzuteilen ist gut und wichtig, aber es löst keine schweren Traumata oder partnerschaftliche Bindungs-Beziehungsängste die auf Entwicklungstraumata oder eine nicht selten damit einhergehende komplexe Traumatisierung beruhen. Dazu gehört mehr, weil das Trauma verschiedene Bereiche der Persönlichkeit betrifft, wie beispielsweise Autonomie, Selbstwert, Selbstbewusstsein oder das klare Gefühl für die eigenen Grenzen und Bedürfnisse. Diese wahrzunehmen, um diese überhaupt artikulieren und sich ggf. schützen zu können, oder überhaupt deutlich zu spüren, was richtig oder falsch für mich ist. Ob es richtig ist „ja“ oder „nein“ zu sagen, sowie vieles mehr. Diese Menschen haben es diesbezüglich richtig schwer, und darunter sind sicherlich ganz tolle, feinfühlige, begabte, empathische Seelen.
Während ein Schocktrauma relativ einfach zu lösen ist, sind Enzwicklungstraumata oder komplexe Traumatisierungen herausfordernder und benötigen länger bis zu ihrer vollständigen Heilung. Allein durch Kommunikation oder Veränderung von Gedanken und Gefühlen, werden wichtige Kernpunkte und Folgeerscheinungen des Traumas nicht berührt.
Traumata werden u.a. im Nervensystem gespeichert und haben neben dieser körperlichen Komponente sowohl eine Emotionale, die eine energetische Ladung im Energiesystem (Chakren) hinterlässt, und Geistige Auswirkungen, wie die im Verstand erzeugten, unbewussten oder halbbewussten Glaubenssätze Welt- und Selbstbilder, die während und nach den traumatischen Ereignissen gebildet werden. Der sich u.a. hierbei bildende innere Kritiker ist nur ein Teil davon.
Der Geist-Psyche-Körper-Organismus hat viele verschiedene Ebenen und Schichten in dem traumatische Erlebnisse und daraus resultierende Folgen gespeichert werden.
Die Frage ist für mich auch, warum sollten wir uns überhaupt auf das Aussprechen beschränken?
Immer wieder stelle ich fest, dass Menschen, selbst Therapeuten wenig mit tieferliegende Gefühle und das Fühlen der Emotionen/Gefühle zutun haben wollen. Dass sie wenig Erfahrung damit haben, weil sie offenbar selbst Angst davor haben, und diese Angst leider auch auf ihre Klienten übertragen, in dem sie vom Fühlen abraten.
Das ist nach meinen Erfahrungen grundfalsch und sehr schade, weil damit eine vollständige Heilung und innere Befreiung unterbunden wird.
Es gibt heute viele gute Methoden um Traumafolgen zu heilen. Dazu gehören für mich weniger die älteren Formen, wie beispielsweise die Verhaltenstherapie, weil die oftmals zu sehr auf der mentalen und Verhaltens-Ebene und damit an der Oberfläche verbleibt, aber auch die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, die sog. Psychoanalyse halte ich zumindest an einigen Punkten für mittlerweile überholt, mitunter weil die zu lange um den heißen Brei schweift, auch wenn sie nach wie vor durchaus hilfreich sein kann und einst einer der größten Meilensteine in der Psychologie/Psychotherapie war – mittlerweile sind wir aber ca. 100 Jahre weiter.
Die gezielt für Trauma entwickelten neueren Methoden wie beispielsweise SE (Somatic Experiencing), NARM, Brainspotting, EMDR, Bildschirmtechnik und die Expansionstechnik halte ich für direkter und sehr effektiv. Vor allem dann, wenn das erweiterte Bewusstsein, Körper-Geist-Seele mit eingeschlossen werden können.
Selbstverständlich ist das Erzählen auch als Information für die Begleitung beispielsweise zu Beginn einer Trauma-Behandlung richtig, aber nicht, weil sich einzig so das Trauma im Berichteten löst, sondern unter anderem damit die Behandlung vom Begleiter optimal auf den Betroffenen abgestimmt werden und der Klient den Bezug zu seinen emotionalen und körperlichen Reaktionen und Triggern herstellen und damit gearbeitet werden kann. Erinnerungen an das Trauma sind nicht mal nötig, um ein Trauma effektiv zu lösen. Genau so wenig ist das Stöbern in der Vergangenheit sinnvoll, weil wir im Hier und Jetzt alles Nötige haben, um uns von alten Belastungen zu befreien.
Muss ich mich mitteilen, um zu heilen?
Nein, nicht unbedingt.
Der Weg zur inneren Befreiung
Wenn jemand in sich selbst bereits den Raum für innere Heilung und Transformation erschlossen bzw. entdeckt und etabliert hat, dann ist er/sie in der Lage, allein für sich damit zu „arbeiten“. Und dabei wird ziemlich offensichtlich, dass das Mitteilen weder nötig noch sinnvoll in diesem innerlichen Prozess ist. Es würde nur davon ablenken, sich auf sich selbst und seine Empfindungen einzulassen.
Davon abgesehen ist das auch der Grund dafür, warum manche Menschen immer wieder über die selbe Situation klagen. Ihr kennt sie, die Menschen die, egal, welche Tipps sie erhalten, immer wieder das selbe Leid klagen.
Das liegt eben u.a. daran, dass anstatt sich vollständig auf die Gefühle, die dieses ärgerliche Ereignis in ihnen auslöst einzulassen, sie diese, sich zunächst nur andeutenden und dennoch als unangenehm empfundenen Gefühle des Ärgers, der Enttäuschung, der Kränkung oder was immer, nach Außen kommunizieren und sich damit vom Kern dieser Emotionen ablenken.
Wir müssen still werden, wenn wir allem, was in uns ist, einen Raum geben wollen, in dem es sich erlösen kann, nicht reden!
Und damit kommen wir zu einem weiteren Aspekt.
Wenn es nicht nur darum geht, punktuell Trauma zu lösen, sondern um Transzendenz bzw. ein spirituelles Erwachen und damit zu einer vollständigen Rückanbindung zu unserem wahren SELBST oder unserer wahren Natur. Auch darin liegt ein Urtrauma, das niemals allein durch Mitteilen zu lösen wäre, sondern nur durch eine tiefgreifende, den kompletten Organismus umfassende Transformation. Die wiederum ein absolut ORGANISCHER und kein verbaler Prozess ist. Womit sich eine neue Ebene für Transformation, Integration von Schattenanteile und Heilung eröffnet, die gerade zu „allergisch“ auf ständiges Mitteilen reagiert.
Also auch hier lautet die Antwort; Nein, um ein Trauma zu lösen ist es nicht unbedingt notwendig, dass wir alles einem anderen mitteilen. Im Gegenteil, das kann u.U. sogar hinderlich sein und ablenken. Die Emotionen und Körperempfindungen zuzulassen sind das A und O der vollständigen Lösung der traumatischen Energie aus dem Nerven-und Energie-System. Die Erlösung ist deshalb unmittelbar darauf auf sämtlichen Ebenen spürbar. Der Ballast fällt ab.
Nach meiner langjährigen Erfahrung mit Traumalösung, mit Schattenintegration und wer noch weiter gehen will, mit Erwachensprozessen bzw. Transzendenzerfahrungen, ist die aller größte innere Ressource zur Traumalösung das mit unserer Ur-Quelle verbundene höhere SELBST , durch das die Intelligenz des Kosmos heilsam und ordnend in den Organismus einfließen kann. Wir können es höheres Selbst oder Gewahrsein oder reines Bewusstsein nennen, die Begriffe dafür sind unterschiedlich.
Wie heilt ein Kratzer auf der Haut? Genau, von selbst. Der menschliche Organismus ist immer auf Homöostase ausgerichtet. Er regeneriert sich von selbst, wenn wir aus dem Weg gehen und ihn lassen und ihn ggf. genau dabei unterstützen, dass er seine natürliche Arbeit machen kann. Wenn keine Abwehrmechanismen und Überlebensstrategien ihn nicht daran hindern.
Wenn alles fließen darf, wenn alles, was ist, da sein darf, wenn wir nichts abwehren oder ggf. auch den Widerstand oder das Abwehren bewusst da sein lassen.
Das heißt, wir mischen uns nicht ein. Wir verwenden keine Technik und keine Methode, um das, was ist zu verändern, sondern nehmen es zunächst als gegeben an, und lassen die Intelligenz des Geist-Seele-Körper-Komplexes und die Intelligenz des des höheren Selbst wirken, in dem wir innerlich aus dem Weg gehen und stabil in unserer Essenz, dem inneren Zentrum ruhen, dem natürlichen menschlichen Zustand, in dem wir bereits als Baby waren, bevor uns all die Konditionierung, Traumatisierung und Kultivierung umgepolt haben. Das Baby ist offen und durchlässig, ohne Schutzmauern und ohne Kontrollmechanismen. Nur hatte es damals nicht die Ressourcen eines Erwachsenen. Es konnte sich weder vor dem Außen schützen, noch hatte es die Stabilität allein mit Herausforderungen umzugehen. Die Psyche und das Nervensystems eines Kleinkindes ist noch so anfällig und instabil, dass es durch das seiner Eltern reguliert werden muss, weil es selbst noch nicht dazu fähig ist.
Dazu ist es also nötig die Kontrolle aufzugeben, die unbewussten Mechanismen des Ausweichens, die so selbstverständlich in uns wirken, ohne, dass wir es bemerken, weil sie so eingefleischt und normal für uns sind. Diese innere Kontrolle schrittweise aufzugeben und uns innerlich fallen zu lassen – in uns selbst, macht erst einmal große Angst. Das muss man sich mal vorstellen, dass wir Angst vor unserem eigenen Organismus entwickelt haben, so verkorkst sind wir. Das Problem haben weder Tiere noch das Baby! Es ist durchlässig wie eine Membran. Weich, offen, entspannt, in grundloser Freude und voller Leichtigkeit und Neugier. Und daher durchlässig, ohne Schutzmauern und Kontroll-bzw. Ausweichmechanismen, bis die Erziehung etc. kommt.
Unter den Schichten von Angst, erwartet uns eine neue Freiheit und die Angstlosigkeit vor egal welchen Gefühlen und Empfindungen. Hingabe an uns und unserem weisen höheren Selbst (der unendlich weite/tiefe Raum, Das reine Bewusstsein, Transzendenz, das Göttliche oder wie immer wir es bezeichnen wollen) ist die Voraussetzung. Es entsteht sukzessive immer mehr Raum, Stabilität und Resilienz für sämtliche Gefühle und Empfindungen und deren Erlösungsprozesse – bis es zu einer gewohnten Selbstverständlichkeit wird, offen empfangend und durchlässig zu sein.
Dabei werden gleich alle drei Ebenen gleichzeitig erlöst und transformiert: Nervensystem, Emotionalkörper und Verstand:
Jahrzehnte lang angesammelte, verdrängte, nie gefühlte Gefühle und Emotionen aus Traumata, aber auch aus Identifikation und unerfüllten Wünschen des Egos, so wie Kränkungen des Egos, und Ähnlichem resultierende Empfindungen, werden erlöst. Und parallel dazu, der Körper – durch Gefühle von Druck, Starre, die in Achtsamkeit wahrgenommen werden und da sein dürfen, genau so wie Zittern, Schütteln oder sonstige körperliche Regungen, die über eine Entladung dieses Stresses aus dem System gespült werden, in dem wir uns einfach nicht mehr dagegenstellen, wenn diese als Begleiterscheinung auftauchen. Das, um nur eine Möglichkeit der Traumalösung zu beschreiben.