Ich lese im Internet über fragwürdige Coaching-Angebote – die Frauen verhelfen sollen, ganz die weibliche Frau zu werden, in dem sie sich einem Mann vollständig hingeben und sich ihm unterordnen sollen, weil er sie sonst nicht beschützen und führen könne. Es ist mir neu, dass ein Mann auf Augenhöhe mit einer Frau zwangsläufig unfähig sein muss, eine Frau zu beschützen oder ihr den nötigen Raum zu lassen. 😉 Überhaupt soll in dieser von den Coaches hoch gelobten Abhängigkeit der Frau vom Mann, die eigentliche Erfüllung der Frau liegen, ohne die sie weder die rechte Führung hätte noch ihr volles Potenzial leben könne.
Meiner Ansicht nach, ist das ein pfiffiges Geschäftsmodel das wie üblich mit den Sehnsüchten der Männer und Frauen spielt, um Profit daraus zu schlagen.
Der Mann wird dabei zweifelsfrei zu einem vertrauenswürdigen „Gott“ der Frau hochstilisiert – unabhängig davon welche psychischen Baustellen er hat oder wie reif er tatsächlich ist – , der generell ÜBER der Frau steht. (Frau soll lernen sich ihm ohne Bedenken hinzugeben, um von ihm geführt zu werden.) Das schmeichelt Männern natürlich ungemein und nimmt ihnen dazu noch jegliche Verantwortung für ihre persönliche Weiterentwicklung ab. Besser kann es für den unreifen, verweichlichten oder bequemen, nicht in seiner Polarität stehenden Mann gar nicht laufen.
Und die Frau, die sich nichts sehnlicher wünscht, als in den Armen eines geliebten Mannes zu fallen und aufgefangen zu sein, weil sie in der Liebe zu ihm – wie so häufig- das Ende ihres inneren Mangels ersehnt, fühlt sich ebenfalls hoffnungsvoll ermuntert und bestätigt. Die Erfüllung in der Liebe zu einem Mann, statt in sich SELBST finden zu wollen, ist der romantisch verklärte Traum unendlich vieler ungeheilter Frauen. Das Ende ihres Schmerzes und der Unzufriedenheit aufgrund persönlicher unerlöster Themen, sowie die Sehnsucht ob der gefühlten Trennung aufgrund mangelnder Anbindung zu ihrem wahren SELBST, erscheint zum Greifen nah. Diese inneren Löcher sollen durch die Liebe eines Mannes, der wie Gott ist, gefüllt werden.
Der Mann als gottgleiches Wesen, dem sich die Frau bedingungslos ergeben, unterordnen und von ihm abhängig sein soll, kann man im Grunde nur Frauen einreden, die ihre eigene innere Quelle der Liebe und Inspiration noch nicht für sich selbst entdeckt haben.
Frauen die sich tatsächlich einer solchen Konstellation – wie hier empfohlen – völlig hingeben, laufen Gefahr – statt in den sicheren Armen eines Mannes – sehr tief und hart auf den Boden der Realität zu schmettern. Dieser Aufruf ist daher unverantwortlich und psychologisch ein klares No Go, weil nicht ungefährlich für die Psyche der Frauen. Er kann schwere Folgen wie beispielsweise Trauma oder Retraumatisierungen nach sich ziehen, die im Extremfall über Jahre ausgeheilt werden müssen.
Gott duldet eben keine anderen Götter neben sich.
Es ist eher genau umgekehrt. Wie bereits Eckhart Tolle in seinem Buch JETZT sagt, ist die Frau durch ihre weibliche Beschaffenheit die Brücke zur göttlichen Quelle. Sie braucht daher nicht den Mann um geleitet zu sein oder Inspirationen aus der Quelle des Lebens zu erhalten und damit ihr volles Potenzial zu leben. Beziehungen können ihr lediglich eine zusätzliche Bereicherung sein.
Ein spiritueller Lehrer namens Gerad Kever sagte kürzlich im Erleuchtungskongress: „Allein wirrt der Mann überall umher und findet seine Heimat erst in der Frau.“
Daher ist zu raten, dass Frauen sich stattdessen dem wahrhaft „Göttlichen“ in sich SELBST hingeben, und diese Urquelle, mit der sie als gebärendes Wesen natürlicherweise zutiefst verbunden sind, nicht mit einem Mann verwechseln sollten.