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Siam Borjini

Ist der Versuch das Außen zu modifizieren immer eine nicht-Akzeptanz des Moments?

Ich halte folgende Unterscheidung für wichtig. Gerade in unseren Zeiten ist es wichtig zu erkennen, dass der Wunsch nach Veränderung durch Spiritualität nicht ausgelöscht wird, sondern nach wie vor essenziell ist und bleibt.

Einige spirituelle Ansichten vertreten die Idee, dass jeder Versuch, äußere Umstände zu verändern, aus einem inneren Widerstand oder einer mangelnden Akzeptanz der Realität entspringt. Diese Perspektive kann jedoch zu einer Fehlinterpretation führen, indem sie Akzeptanz mit Passivität gleichsetzt. Es ist wichtig zu erkennen, dass Akzeptanz nicht bedeutet, untätig zu bleiben oder Ungerechtigkeit und Leid bei sich und anderen zu ignorieren.

Tatsächlich ist es möglich, aus einem Zustand innerer Ruhe und Akzeptanz heraus aktiv zu werden, um positive Veränderungen in der Welt zu bewirken. Handlungen, die von Mitgefühl und/oder dem Wunsch nach Verbesserung motiviert sind, sind nicht zwangsläufig von innerem Widerstand geprägt. Ein ausgewogener spiritueller Weg beinhaltet sowohl die Annahme des gegenwärtigen Moments als auch das verantwortungsbewusste Handeln, um eine bessere Zukunft zu gestalten.

Die Gefahr besteht darin, Hingabe und Akzeptanz so zu interpretieren, dass jede Handlung überflüssig erscheint. Dies kann zu Lähmung und Untätigkeit führen und ist ein Missbrauch spiritueller Lehren. Stattdessen sollten wir erkennen, dass wir die Realität akzeptieren können, ohne sie gutzuheißen. Wir können aus einem Zustand der Akzeptanz heraus handeln, um positive Veränderungen zu bewirken, anstatt uns von Widerstand und Ablehnung leiten zu lassen.

Letztlich geht es – wenn überhaupt – nur darum, keinen inneren Widerstand gegen das, was ist, zu haben. Denn alles, so wie es ist, hat bereits seine Daseinsberechtigung, da es existiert. Entscheidend ist, innerlich in Hingabe zu sein, das Bestehende zunächst anzunehmen und zuzulassen. Denn das, was ist, auch im scheinbaren Außen, findet stets in mir statt. Die Wahrnehmung all dessen geschieht in mir.

Eckhart Tolle sagt dazu:

„Wenn du dein Hier und Jetzt unerträglich findest und es dich unglücklich macht, dann gibt es drei Möglichkeiten:
Verlasse die Situation, verändere sie oder akzeptiere sie ganz.
Wenn du Verantwortung für dein Leben übernehmen willst, dann musst du eine dieser drei Möglichkeiten wählen, und du musst die Wahl jetzt treffen.“

Ja, selbst wenn du es nicht unerträglich, sondern „bloß“ als schlecht, ungut, unangemessen empfindest, gelten dieselben 3 Möglichkeiten.

Es ist möglich, eine Situation zu verändern, ohne innerlich im Widerstand zu sein. Das bedeutet, dass wir äußeren Gegebenheiten entschieden entgegentreten können, ohne dabei unseren inneren Frieden zu verlieren.

Nehmen wir als Beispiel einen Übergriff oder die Entführung eines Kindes, in denen wir aktiv eingreifen müssten. In solchen Momenten können wir handeln, ohne von innerem Widerstand oder aufgewühlten Emotionen getrieben zu sein.

Dieses Handeln entspringt einer anderen Bewusstseinsebene, einer anderen Energie, als wenn wir sowohl äußerlich als auch innerlich im Widerstand sind. Oftmals versuchen wir, das Außen zu verändern, um unseren inneren Widerstand loszuwerden, um die damit verbundenen Emotionen nicht fühlen zu müssen.

2020

Individuation und Transzendenz

Individuation ist der Reifeprozess des Menschen in seine Ganzheit, Autonomie und Einzigartigkeit. Sie beschreibt den Prozess der Persönlichkeitsentwicklung, bei dem das Individuum seine einzigartige, geburtlich

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