Was? ~ Wie? ~ Wann?

Reifeprozesse, Schattenintegration und Erwachen anhand der Bedürfnispyramide erläutert

Bedürfnisse    –     Entwicklung     –     Wachstum     –     Ganzheit     –     Transzendenz 

1. Die Maslowsche Bedürfnispyramide – zeigt verschiedenste in sich noch  ergänzungsfähige Bedürfnisse des Menschen im Laufe seines Lebens, und unterteilt sie in Defizitbedürfnisse , die einen kaum ignorierbaren Mangel beheben sollen und in Wachstumsbedürfnisse, die eher optional und weniger dringlich erscheinen. Diese tauchen individuell verschieden oder auch gar nicht im Menschen auf, während einige überlebensnotwendige (Defizit)Bedürfnisse in uns allen gleichermaßen bzw. mehr oder minder existieren. 

Maslowsche Bedürfnispyramide

 2.  Die dynamische Darstellung zeigt noch einmal etwas realistischer, wie sich die verschiedenen Bedürfnisse im Laufe unserer Entwicklung ändern, andere hinzu kommen oder vorhandene an Stärke gewinnen können.
Und je nach dem welche jeweiligen Bedürfnisse in uns primär vorhanden sind, andere bzw. vorherige zwar abgeschwächt werden, jedoch nicht komplett verschwinden. Es ändern sich lediglich die Prioritäten.  
Mit zunehmendem Wachstum bekommen diverse vorherige Defizitbedürfnisse nicht nur einen anderen Stellenwert, sondern werden auch in einer anderen Qualität erlebt. Wenn die Dringlichkeit für etwas nachlässt, können wir entspannter damit umgehen, es freier genießen wenn es sich ergibt, und ohne ein Mangelgefühl verzichten, wenn etwas gerade nicht erfüllt wird. D.h. insgesamt ergibt sich eine vollständig andere Seins-und Lebensqualität  -sowohl für und mit sich selbst und sein Leben, als auch in sämtlichen Beziehungen.     

3. Wenn wir von Individuation, Ganzheit/Ganzwerdung oder von Erwachen – aus über Jahrhunderte oder gar Jahrtausende alten tief in uns verwurzelten Konditionierungen und Identifikationen mit ebenso unhinterfragten, selbstverständlich gewordenen Welt-und Selbstbildern sprechen, dann handelt es sich in Anlehnung an die Bedürfnispyramide und ihrer Abbildung um ein Wachstumsbedürfnis, das die Transzendenz miteinschließt und daher um einen psycho-spirituellen Prozess.  

Dieses Wachstumsbedürfnis ist im Grunde ein Ausdruck unseres tieferen, verborgenen und meist unbewussten oder weniger zugänglichen Wissens darüber, wer und was wir wirklich sind, und folglich auch was uns jeweils wirklich zutiefst entspricht.  
Allerdings ist der Mensch offenbar so sehr in seinem natürlichen und ganzheitlichen Sein verkümmert, dass der Wunsch, in einen mit unserer wahren Natur und der ursprünglich in uns angelegten Individualität kongruent und völlig EINS zu sein -und dies zu leben – als ein Bedürfnis auftaucht, dessen Erfüllungsprozess wir absurderweise wiederum als Wachstum bezeichnen. Als sei dies tatsächlich ein Mehr, als wir jetzt sind, können und haben, als eine Zunahme dessen, was uns offensichtlich fehlt, uns jedoch lediglich abhandengekommen ist, und nicht von außen durch welchen Zugewinn auch immer bewirkt werden kann. Ich finde, deutlicher kann der Spiegel der Entfremdung unserer SELBST nicht sein.   

Jedenfalls handelt es sich dann nicht mehr ausschließlich um die Befriedigung der Defizitbedürfnisse und/oder der eigenen Persönlichkeit, ihrer konventionellen Reife, Heilung und Entwicklung, um einen Wachstumsprozess, der auf einer horizontalen Ebene, die mehr an der Oberfläche verläuft, sondern zugleich um die Suche nach einer höheren Ordnung, in der sie eingebettet ist. Nach etwas das größer ist als (das) Ich und nach einem höheren Sinn und Konsens – das im Grunde die Suche nach der eigenen Quelle, nach dem eigenen Ursprung darstellt. Und diese Erforschung kann nur im eigenen Innern, somit nur im Hier und Jetzt als vertikale Ausrichtung in die Tiefe des Moments stattfinden.
Ein pfadloser Pfad, ein Weg, der keine lineare Strecke auf der Zeitschiene ist und dennoch Einfluss darauf nimmt und darum nicht durch ein Erreichen-Wollen, sondern durch Sein stattfindet. 
Sein – Ein Begriff, der relativ undefiniert bleibt. 
In dem Moment wird das in uns so tief einverleibte Streben, irgendwo hinzugelangen oder etwas zu erreichen/bekommen, diese horizontale Vorwärtsbewegung aufgegeben. 
Er beinhaltet jedenfalls die vorangegangenen Wachstums-Optionen, oder wechselt sich zunächst immer wieder mit ihnen ab, und führt schließlich zu Ganzwerdung im Sinne von Einssein.  

Wachstumsbedürfnisse sind demnach bereits Ausdruck des ureigentlichen Wesens des Menschen, das um seine Potenzialität, Ganzheit und natürlichen erfüllten Seinszustand weiß. Dieses tief verborgene Wissen ist grundsätzlich in jedem Menschen vorhanden, wenn auch meist ebenso tief verschüttet und daher unbewusst. Zugleich belegt genau das den vorhandenen großen Graben zwischen dem heutigen Menschsein und seiner eigentlichen (Seelen)Essenz bzw. seine mangelnde Anbindung zu seinen natürlichen Potenzialen und die große Kluft zwischen ihm und seinen ureigenen Tiefenqualitäten. Das, was sich da als Ruf bemerkbar macht, scheint nicht nur bestens oder gar besser Bescheid zu wissen, beispielsweise dass dem Menschen etwas Essenzielles fehlt, worauf es ihn aufmerksam macht, sondern ist es offenbar auch weiser und tiefgründiger als das Alltagskonsens-Bewusstsein des allgemeinen Menschen, mit dem über 90% genauso oft ihr Dasein fristen und es einzig von dort, aus der Begrenzung der konditionierten Ratio heraus, leben und gestalten. Es folgt und besteht aus einer Kraft, die lebensbejahend, evolutionär auf Gleichgewicht ausgerichtet ist. 
Was würde wohl in jedem Moment unseres Lebens diese innere Weisheit/Intuition zu uns sagen
Wie würde sich wohl ein Leben in tiefer Anbindung mit einer solch intelligenten Führung erleben und gestalten? Natürlich sind wir das SELBST, aber so unmittelbar nah wir uns selbst auch sind, so anders oder weit entfernt können wir uns SELBST eben auch erscheinen.   

Defizitbedürfnisse könnten aus dieser Perspektive als Versuch gedeutet werden, ein Fass ohne Boden füllen zu wollen. Quasi den Ausgang, den Menschen durch beide Bestrebungen aus der Unzufriedenheit und dem Mangel suchen, in einer Endlosschleife von Kompensationen finden zu wollen. Im Sinne davon, dass statt die Ursache allen Mangelgefühls zu beheben, eher die Symptomatik der geringen bewussten Präsenz von Anbindung zum wahren SELBST behandelt wird, die damit einer Ersatzbefriedigung gleicht, die immerzu wiederholt werden muss. Was den Menschen weiterhin in latenter Unruhe, Angst und Unzufriedenheit oder gar Stress gefangen hält. 
Sein System kann sich nicht wirklich vollständig entspannen, solange ein essenzieller innerer Mangel einzig durch das Außen, durch Haben und Bekommen, gefüllt werden muss. Dieser An-Trieb gönnt dem Menschen keine echte tiefe (Ur)Ruhe. Ein Wohlgefühl von vollständiger Genügsamkeit, ein Gefühl davon, dass nichts fehlt – selbst dann, wenn Wünsche nicht in Erfüllung gehen oder Bedürfnisse nicht erfüllt werden. 

Wir wollen also, dass es uns gut geht. Bestrebungen des Ich, möglichst alles Unangenehme, Schmerzhafte, Angstbesetzte zu vermeiden, was aus dem begrenzten Bewusstseinszustand des vollständig mit seiner Persönlichkeit identifizierten Menschen natürlicherweise ausgeht. Ein Bedürfnis, an dem grundsätzlich nichts falsch ist. Wir wollen uns frei, ausgeglichen, zufrieden und glücklich fühlen. Das ist eine natürliche Tendenz des menschlichen Organismus, das auf Überleben ausgerichtet, Schmerz und Leid zu vermeiden sucht und nach Wohlbefinden, Glück, Freude und guten Zuständen zu streben. 
Das nennen wir persönlicher Wille oder egozentrisches Wollen. Dieser ist überwiegend motiviert, die in der obigen Darstellung der Bedürfnispyramide von A. Maslow beschriebenen Defizitbedürfnisse zu befriedigen und meist wenig an Wachstum, insbesondere im Hinblick auf Transzendenz interessiert.  

Es handelt sich demnach um zwei grundlegend unterschiedliche Bestrebungen des menschlichen Organismus: 

Defizitbedürfnis  Wachstumsbedürfnis 
Persönlicher Wille   Höherer Wille des SELBST / der Seele 
Egozentrisches Wollen   Sein / Hingabe  
Erreichen-wollen   So-Sein-lassen 
Horizontale Bewegung  Vertikale Bewegung 
– Wille als Bestreben inneren Mangel zu beheben/kompensieren – weniger im Einklang mit dem wahren SELBST und seinen ureigenen Seinsqualitäten und individuellen Potenzialen  – Wille ist im Einklang mit dem wahren SELBST und seinem individuellen Potenzial – daher mit der Quelle/dem Kosmos in seiner Natürlichkeit fließend (Tao) 

Wir können nicht zwei Herren dienen.  
Was will das Bewusstsein aus der Perspektive des personalen Ich und was will das höhere Selbst? 
Zwei grundlegend verschiedene und konträr zueinander verhaltende Bestrebungen. Wobei genau genommen das eine Bestrebungen des persönlichen Willens und das andere ein davon Ablassen ist, und damit der natürlichen Bestrebung des höheren Selbst, dem natürlichen Fluss unserer wahren Natur Platz einräumend. Ein So-sein-Lassen in Hingabe und Vertrauen an das SELBST, weniger wissend, mehr empfänglich für das, was von sich aus auftauchen möchte, und damit (diesbezüglich) eher lassend und empfangend.


Psychotherapie
 

… ist ein hilfreiches Mittel, um uns tatsächlich wesentlich besser zu fühlen, das Leben mehr genießen und nach unseren Bedürfnissen und Wünschen gestalten, sowie harmonischere Beziehungen aller Art führen zu können. Eine “gesunde” Ich-Instanz befähigt den Menschen sinnvoll zwischen den eigenen Trieben und Bedürfnissen und den Anforderungen der Umwelt adäquat vermitteln und sich selbst regulierend einbringen zu können. 
Entwurzelung: Jedoch wissen wir mittlerweile, dass es weniger wirklich vollständig “gesunde”, nicht traumatisierte Menschen in unserer Gesellschaft gibt, als wir bislang dachten. Was sich m. E. auch deutlich am System, in dem wir leben spiegelt, dass Menschen wie wir hervorgebracht haben. Es ist so zusagen nicht wirklich menschenfreundlich. Zumindest nicht, wenn wir den Menschen als ein in und aus der Natur hervorgegangenes Wesen betrachten – davon ist er weitestgehend getrennt worden und damit von sich selbst und seinen ureigensten Wurzeln. 

In ihrer klassischen Form der Psychoanalyse und dem Behaviorismus (Verhaltenstherapie) dient die Psychotherapie dem Menschen und seiner Persönlichkeit, die wiederum gewissermaßen ein Konglomerat aus komplexen Vorerfahrungen und damit eine Form der Vergangenheit darstellt, bei der Erfüllung seiner Defizitbedürfnisse und geht kaum über diese hinaus.
Vordergründig geht es mehr darum, eine an die gesellschaftlichen Anforderungen angepasste Funktionalität herzustellen, als den Menschen als individuelles Ganzes zu betrachten, der in sich verborgen selber weiß, was für ihn stimmig und am besten ist. Selbst dann, wenn er sich selbst noch nicht darüber bewusst ist, wie das im Einzelnen bei ihm ausschaut.
Es geht eher darum, ihn wieder gesellschaftsfähig zu machen und damit jedes aufkommende Symptom in einer inneren Haltung (der Therapeut*innen die sich oftmals selbst nicht darüber bewusst sind) dieses Narratives zu deuten und zu beheben, anstatt es als möglichen Ausdruck des Menschen, auf ein unbehagliches System und damit als weisen Ruf  verborgenen Inneren Wissens seiner Seele zu verstehen.  

Jedoch gab es unlängst andere sich besagter Entwurzelung bewusster, und daher eher Wachstum und (Potenzial)Befreiung orientierter Psychologie- und Psychotherapieformen, wie die Humanistische Psychologie/Psychotherapie, die als dritte Kraft psychologischer Wissenschaften bezeichnet wird und u. a. als Vorbereitung auf die Transpersonale Psychologie/Psychotherapie als vierte Kraft gilt. Diese werden und wurden beispielsweise von Abraham Maslow, Carl R. Rogers,  C.G. Jung, Roberto Assagioli, Stanislav Grof, Ken Wilber und einige mehr vertreten.  

Darum ist so etwas wie Erfolg relativ und subjektiv von unserer Umgebung und unseren jeweiligen Bedürfnissen abhängig.  
Was für einige Familie, Haus und Hof ist, bedeutet anderen evtl. weniger.
Demnach ist Erfolg ein an die jeweilige soziokulturelle Umgebung angepasstes Leben, das als Teil der Gesellschaft gut funktioniert. Wer dem Geist einer um jeden Preis nach immer mehr, höher und weiter strebenden kapitalistischen Ellenbogen-Gesellschaft nicht entsprechen kann oder will, der fällt als “untauglich” aus dem Raster und erhält eher einen stigmatisierenden Stempel als Lob und Anerkennung. Und so fühlen sich einige Menschen dann eben auch beispielsweise depressiv, verunsichert, orientierungslos oder sinnentleert. 
Obwohl ihre Symptome, die sie zu Therapeuten in die Psychotherapie führen, nicht selten Anzeichen einer sich noch fühlenden und nicht gänzlich abgestumpften Psyche sind, die sich oftmals dem Menschen selbst unbewusst gegen den auf Unnatürlichkeit und Oberflächlichkeit getrimmten äußeren Einflüssen unserer Gesellschaftsstrukturen aufbäumt und demnach eher ein Zeichen von Gesundheit als von psych. Krankheit darstellt, ist diese psycho-logische Schlussfolgerung noch lange nicht ausreichend in der Gesellschaft angekommen. 

Aus humanistischer Sicht ist es folglich ein Symptom, dass auf innere Disharmonien, einem inneren Ungleichgewicht hinweist und mit seinem Ausdruck unsere Zuwendung fordert. Es ist eine Chance und Gelegenheit und eben nicht pathologisch. Wie sagte noch Erich Fromm… 

Das bedeutet keinesfalls, dass wir keine materiellen Ziele oder Erfolge mehr haben sollten oder dürften, sondern geht es darum, dass wir möglichst das tun, was uns wirklich entspricht, statt Zielen hinterher zu jagen, uns dabei womöglich zu verausgaben, nur um eine bestimmte Form der Entlohnung, sei es Geld, Status oder Anerkennung zu erhalten. Auch das ist natürlich Gott gegeben, nicht zu verurteilen und selbstverständlich erlaubt. Es kommt einzig darauf an, was DU in diesem Leben möchtest. Wenn das, was uns wirklich mit Freude erfüllt, was auf alles zutrifft das eins mit unserem natürlichen SELBST-Ausdruck und unserem individuellen Potenzial ist, uns ebenfalls Lob oder Reichtum verschafft, dann spricht erst recht nichts dagegen. 

Für viele ist die klassische Psychotherapie auch völlig ausreichend, während andere gar nicht erst den Wunsch danach verspüren, überhaupt mit einer expliziten Selbstauseinandersetzung zu beginnen. Sie bewegen sich (noch) im sinnbildlichen Bereich ihrer Defizitbedürfnisse die sie zu erfüllen bemüht sind. Und das meine ich völlig wertneutral.
Alles Leben in der Welt hat Gott bzw. die eine Uressenz, die allem Leben zugrunde liegt, die alles Leben stetig hervorbringt, wie sie Planeten und Galaxien, Flora und Fauna und den ganzen Kosmos und was darin existiert hervorgebracht hat. Diese endlos fließende Ursprungsenergie nenne ich das (unsichtbare und undefinierbare) Göttliche. (Gott ist für mich demnach keine von uns getrennte Entität oder ein weiser alter Mann da oben im Himmel mit weißem Rauschebart.) Und DAS (nicht zu bezeichnende) macht keine Fehler, da es bedingungslos ist, sondern sprießt in unermesslicher Vielfalt, Leben in mannigfaltiger komplexer Gestalt hervor. Alles, was existiert, hat seinen Ursprung in dieser alles hervorbringenden (Lebens)Energie, genannt Gott oder das Göttliche. Sowohl im Kleinen als auch im Großen ist diese Energie sein Lebens-Ursprung. Es durchdringt alles, was existiert, ist demnach wertneutral und unterschiedslos “Teil” davon, ohne ein spezifisches Element zu sein, das in Erscheinung tritt. 
Die Ungetrenntheit per se – so Eins mit allem, dass ES sich in dieser konturlosen Ebenmäßigkeit aufzulösen scheint. Das Mysterium Leben speziell um diese Themen ist -wie der Mensch selbst- ein großes mehrfaches Paradox, das sich kaum durch lineares Denken rational be-greifen lässt. Im Transrationalen kommen wir diesen Verhältnismäßigkeiten schon näher, wenn auch niemals ganz auf den Grund. Deren Multidimensionalität und Vielschichtigkeit sämtlicher Perspektiven und Ebenen sind so ohne Anfang und Ende wie das Göttliche selbst

Außer dem Menschen und dem, was er über seine Ratio getrennt vom Herzen dieses Ursprungs beeinflusst, fließt alles, was existiert, als Spiegel dessen im Ein-und Gleichklang und ohne jeglichen Widerstand mit dieser, es hervorgebrachten Energie. 
Wenn wir in die Natur schauen, dann sehen wir ein exzellent harmonisches Zusammenspiel von Leben und Vergehen, von zyklisch wechselnden Gezeiten, von in-und miteinander spielenden, sich ergänzend und gegenseitig befruchtenden Aktivitäten und komplexen Dynamiken von Elementen und Lebewesen aller Art. 

Einzig der Mensch mit seinem reflektierenden Bewusstsein hat durch seine Trennung schaffende Rationalität die Möglichkeit, sich aus diesem göttlichen Fluss des Lebens, und damit von sich selbst und seiner natürlichen Seinsweise scheinbar abzuspalten. Von dieser ungefilterten Ursprungsenergie, die ihm Leben einhaucht, die von außen absolut nichts braucht, um in hiesiger Weise perfekt zu fließen, weil sie von sich aus Ursprung ist und offenbar in einer unendlich hohen Intelligenz das Leben und den ganzen Kosmos reguliert, dem ein menschlicher Verstand nicht annähernd auf den Grund kommen kann – schon gar nicht ohne sich an diese seine Quelle rückanzubinden, was die ursprüngliche Bedeutung von Religio(n)= Rückanbindung meint und sich dadurch den Zugang zum intuitiven Transrationalen Denken zu erschließen, das ihm naturgemäß zu eigen ist. 
Und das bedeutet eben nicht die rein geistige Rückanbindung durch einen Glauben, der letztlich nur als Gedanke im Verstand existiert und evtl. noch mit bestimmten Emotionen und sich daran anschließenden Verhaltensmodulationen einhergeht -was den Gedanken generell nahe liegt-, nein, es geht um eine organische Rückanbindung zu dieser Quelle, mit unserem ganzen Sein, mit unserer gesamten Existenz als menschliches Wesen. Und so fordert es uns auch als ganzen Menschen mit allem, was uns ausmacht oder auszumachen scheint. Es erfordert die Bereitschaft zur Hingabe an diese/unsere Quelle und an diesen alles gebärenden Energie-und Lebensfluss, der wir -paradoxerweise- selbst im Kern bereits sind. 

Da der Mensch mittlerweile so von sich selbst entfremdet lebt, ist dies seine größte Herausforderung und bedeutet den Tod von Altem sowie die Geburt des Neuen/Wahren. Bevor ich weiter abschweife…
Ich will damit zum Ausdruck bringen, dass offenbar nicht jeder in dieser Welt das Bedürfnis in sich verspürt, beizeiten sich selbst und sein Inneres zutiefst zu erforschen, und das ist völlig in Ordnung.
Wir wissen nicht, wieso und wozu es so viele unterschiedliche individuelle Ausdruckformen mit den unterschiedlichsten Lebensläufen, Interessen und Anlagen gibt. Diese Bereitschaft ist entweder gegeben oder nicht. D. h. wir können sie nicht herstellen, sondern scheint sie sich u.U. von selbst zu ergeben, während wir sie lediglich in uns als vorhanden vorfinden. So wie wir in uns registrieren können, was wir wollen und was nicht. Wir entscheiden nicht darüber, welche Wünsche auftauchen und welche nicht, sondern stellen einfach nur fest, dass uns jenes anspricht und anderes nicht. Im Laufe des Lebens und durch diverse Ereignisse kann sich das auch ändern. Es ist genauso wenig in Stein gemeißelt wie vieles andere. Das Leben ist ein unendliches Geheimnis und das macht es so gigantisch und schön, obwohl es in seinen Auswirkungen nicht immer angenehm ist. Oftmals führen beispielsweise Krisen in diese Bereitschaft und lösen ein Hinterfragen und Erforschen der bisherigen Welt-und Selbstsicht.




Schattenarbeit
 

Während also die klassischen Therapieverfahren überwiegend auf psychische Erkrankungen/Störungen ausgerichtet sind, und, verkürzt gesagt, den Menschen verhelfen akutes Leid zu lindern und die Fähigkeit zu seiner Lebensgestaltung (wieder) zu entwickeln, richtet sich die Schattenintegration und Individuation, wie die Transpersonale Psychotherapie, an jene bereits “Gesünderen”, die nach einem höheren Sinn, nach Wachstum, Selbstverwirklichung und/oder Potenzialentfaltung ausgerichteten Menschen. 
Ein stabiles Ich wäre hierbei eine optimale Voraussetzung -obgleich das nicht immer vorliegt, weil Menschen durch verschiedenste Lebenssituationen und seelischen Reifegrade durchaus auch frühzeitiger auf diesen Entwicklungsweg geraten- und diese inner-psychischen Wandlungsprozesse uns an unsere Grenzen bringen und selbst auf ein starkes gut funktionierendes Ich destabilisierend wirken können – mitunter weil sie in bestimmten Bereichen gerade seine festen Strukturen und Begrenzung betreffen.    
Therapie, insbesondere die Traumatherapie, kann zwischenzeitlich auch in diesem Stadium immer noch sinnvoll sein.  

Zurück zum Kern des Seins  
Darüber hinaus kann es also ein weiteres Streben geben, das nicht der stark am Verstand orientierten Ich-Identität entstammt, sondern der Seele, dem höheren Selbst, und sich als Eingebung, als Vision und Intuition in unserem Bewusstsein auftauchen. Nämlich mit sich als Mensch und seinem Ursprung (im Erleben) völlig eins zu werden/sein. Nicht selten wissen Menschen nicht einmal genau, was diese starke Sehnsucht in ihnen vermisst. Sie weist auf ein sehr intensives, aber auch vages Gefühl hin, dass es um etwas Kostbares, uns irgendwie alt Vertrautes geht, das wir dennoch nicht klar bezeichnen können. 
Grundsätzlich sind wir immer Eins mit unserem höheren Selbst, mit der Seele und unserer Quellenessenz oder wie immer wir diese Qualität bezeichnen wollen, aber das ist nicht das, was wir tatsächlich tagtäglich erleben. Es ist nicht unsere Erfahrung, mit ihr eins und im Flow zu sein. Das ist eines der vielen Paradoxa in Mensch und Leben. 

Hierbei geht es also nicht mehr um das Streben des Ich, der Persönlichkeit, die etwas für sich heilen oder über ihren herkömmlichen Willen ein Mehr durch Etwas erreichen will, um u.a. Schmerz und Unannehmlichkeiten -so gut- es geht zu vermeiden (und damit sich selbst als Ganzheit ausschließt), sondern um einen Seelen -oder Herzenswunsch sozusagen, der Ausdruck einer Initiation des höheren Selbst, das im Gegensatz zu unserer Ich-Identität, die mehr oder minder aus gedanklich vorgestellten Selbstbildern besteht, grenzenlos und mit allem verbunden ist und daher andere Ziele und Wertigkeiten hat, und viel besser weiß, wo wir stehen und was es zur Rückanbindung braucht, als unsere begrenzte Persönlichkeit – die letztlich, ein darin eingebetteter Teil von dem ist, was wir Seele und höheres SELBST nennen, während unsere wahre Natur den Urgrund aller Existenz darstellt, ohne selbst je in irgendeiner Form in Erscheinung zu treten – weder als Intuition noch als Gedanke – . Das sehende Auge, das sich selbst nicht sieht. Bewusstsein oder Gewahrsein als ultimative Leinwand all dessen, was wir wahrnehmen, und durch uns in den Ausdruck findet. 

Es geht demnach um die Lockerung der Ich-Grenzen. Die Realisierung einer Weite des Bewusstseins, die zwar die Ich-Identitäten oder Ich-Konstruktionen bezeugt, aber sich nicht mehr ausschließlich damit identifiziert, und folglich nicht mehr als von ihrem wahren Ursprung und Sein getrennt erlebt. 
Das bedeutet: das Ich wird in dieser Phase nicht mehr gestärkt und funktionsfähig aufgebaut, wie es in der Psychotherapie bevorzugt wird, sondern seine rein auf Gedanken basierende Konsistenz akzeptiert, aber als flüchtig und begrenzt erkannt, und die durch Prägung entstandene ausschließliche Identifikation mit ihr sukzessive abgebaut bzw. steht nun die Befreiung des Menschen wie sie uns die großen Weisen, wie Jesus, Buddha, Johannes Tauler, Meister Eckhart, Erich Fromm, Maslow (der seine Bedürfnispyramide erst später an der Spitze um die Transzendenz erweiterte) Roberto Assagioli, C.G. Jung und viele andere vermittel(te)n. 
Das Ich gewinnt an Durchlässigkeit und wir verankern uns zunehmend in der Weite des reinen Bewusstseins, das auch ohne Vorstellungen von uns als definiertes Wesen existiert, und das sich nicht mehr mit seinen Rollen/Selbstbildern/Mustern/Gedanken etc. verwechselt und darum im Laufe des Prozesses immer leichter und verspielter mit ihnen leben, umgehen und sie ausdrücken kann. 

Beispiel am Fall einer narzisstischen Kränkung, was den Unterschied zwischen Ich-Stärkung und Desidenifikation bzw. Ich-Befreiung ausmacht:  

Ich-Stärkung 
Der Mensch beweist sich selbst seine “Größe”, im Bemühen sein Selbstbild vor dieser Abwertung Desselben zu retten, erinnert er sich an seine Erfolge, legt sich Dinge zu, die sein Image verbessern sollen, holt sich Bestätigung, um vor sich selbst und anderen seinen (Selbst)Wert zu demonstrieren. Er bewegt alles Mögliche, um die erlebte Kränkung seiner Ich-Identität und seines Selbstbildes, und den damit verbundenen Selbstwert ungeschehen zu machen und wieder aufzubauen. (das ist u.a. Sinn einer klassischen Psychotherapie, die den Menschen auf seine Persönlichkeit beschränkt und ihn damit verwechselt, und eben zugleich – wie bereits erwähnt – , in die herrschende Gesellschaftsform – wo jeder nur das ist, was er besitzt, leistet, und kann-rück-integrieren möchte). 
Und hier sehen wir, wie fragil und gefährdet unsere Ich-Strukturen/Identitäten und Selbstbilder sind. Wie zwangsläufig schwankend unser daran geknüpftes Selbstgefühl und Selbstwert ist, und die permanente unbewusste Angst das zu verlieren, von dem wir glauben, dass wir das sind, was wir haben (oder nicht sind/haben) und was uns auszumachen scheint! Das zu verlieren, kommt folglich dem gleich, uns selbst zu verlieren – trotz, dass wir ja dann noch immer existieren. Nur, wer sind wir dann noch…?   


     Wir betreten die Welt der Transzendenz u. TransPersonalität 

Der Mensch hat stets mehrere Bedürfnisse, unterschiedlicher Stufen, zur gleichen Zeit. Ein Schritt für Schritt Abarbeiten einer jeden Stufe, ist daher nicht möglich.

Der Mensch hat stets mehrere Bedürfnisse, unterschiedlicher Stufen, zur gleichen Zeit. Ein Schritt für Schritt Abarbeiten einer jeden Stufe, ist daher nicht möglich.

Von Defizitbedürfnissen, die stets einen (inneren) Mangel zu kompensieren suchen, zu den Wachstumsbedürfnissen, die von einer potenziell immer vorhandenen, unerschöpflichen 
Fülle ausgehen.  

Ich-Befreiung – Transformation 
Ich füttere mein Ego-Ich nicht. Ich konstruiere nichts, was meinen Selbstwert bestärkt. Keine Erinnerungen an Erfolge, an positive Eigenschaften, die ich von mir kenne oder die andere mir zuschreiben würden. 
Ich sinke in Offenheit und Bewusstheit in den gedankenlosen Raum. Ich lasse mich davon kriegen, lasse es ganz an mich heran und in mich, auf mein inneres Energiefeld treffen. Ich be-lasse es bei dem, wie sich die Kränkung anfühlt und verweile bei dem Gefühl, den dazu auftauchenden Gedanken und den damit verbundenen Schmerz, den ich dabei empfinde. Ich lasse das sich klein, hilflos, wertlos, ungenügend, beschämt-oder wie auch immer Fühlende in mir (inneres Kind) zu und mache nichts damit. Ich bleibe so lange bei diesem sich innerlich von selbst vollziehenden Vorgang (da Ich/Persona zurückgetreten ist), bis es sich wieder beruhigt hat, und ich eine Leichtigkeit verspüre. Ich fühle und sitze es sozusagen aus. 
Ein Selbstbild löst sich auf, eine Überzeugung mehr fällt ab, ein Schatten- oder Innerer- Kind-Anteil wird geheilt und erlöst. 
Das, was übrig bleibt, was diesen ganzen Vorgang bezeugend fühlt, kann nicht gekränkt werden. Es hat auch kein Urteil über das, was in mir stattfindet, weshalb es sich genauso, wie es für meinen Organismus, meinen Prägungen/Konditionierungen erscheint, wie eine alte Filmrolle abspielen darf, die ich nun intensiv erlebe und durchfühle. Das bedeutet Annahme, Hingabe, sIch los-lassen und in dem verweilen, was wir als Quelle oder wahres Selbst bezeichnen. 

Das identifizierte Ich kann nicht loslassen, was es selbst glaubt zu sein. Es kann nur von einem Pol zum anderen übergehen, womit es innerhalb der Dualitäten und Widersprüche gefangen bleibt. Es ist eine andere Instanz oder Qualität unseres menschlichen Seins, die tatsächlich Abstand zu allem hat, gänzlich unberührt bleibt und zugleich alles durchdringt. Die ausschließliche Ich-Identifikation bedeutet immer Trennung und Dualität, wo es zwangsläufig gut-schlecht, darf-darf nicht, will ich-will ich nicht z.B. sehen/fühlen, etc. gibt. Aber wir als reines Bewusstsein, als bezeugendes (sIch-) Gewahrsein all dieser Abläufe, sind Teil einer Dimension jenseits aller Unterschiede und Trennungen, die auch als bedingungslose Liebe bezeichnet werden kann, da sie nichts ausschließt und bewertet. 
Sie lässt alles zu, nimmt alles an, lässt alles los, ist Intuition und Hingabe zugleich, ohne persönliche Vorlieben oder Abneigungen, als reine, sich nicht bewegende und nichts präferierende Präsenz. (was nicht bedeutet, dass nun sämtliche Merkmale, wie auch Wünsche/Vorlieben/Abneigungen eines personalen Ich bzw. des individuellen Wesen Mensch, das wir stets sind und bleiben, aufgehoben werden, sondern in eine größere Ganzheit überführt oder eingebettet erlebt werden). 

Wahre SELBSTLiebe bezieht sich daher auf das höhere SELBST oder die wahre Natur und fließt nicht wirklich aus dem sog. Erwachsenen-Ich hin zum inneren Kind, das es annimmt. Denn hier gäbe es zwei Instanzen. Ein Subjekt, das einem anderen Objekt Liebe zu fließen lässt.
Damit wäre ich immer noch in mindestens Zwei gespalten und innerhalb einer jeden Spaltung/Trennung = Dualismus kann es keine bedingungslose Liebe geben, denn diese ist das, was wir VOR allem, was erscheint, sind. Sie ist dem EINheitserleben immanent. Sie ist unsere wahre Natur jenseits von Identifikationen, sei es ein erwachsenen Ich oder einem inneren Kind – denn beides taucht IN der alles umfassenden Liebe, in das, was ICH BIN auf, und vergeht wieder. Es unterliegt wie alles Dualistische dem Wandel und hat keine Permanenz.
Aber ICH BIN als Bezeugende all dessen stets hier. 
Wobei das dennoch ein guter, heilsamer, nicht zu unterschätzender, effektiver und auch liebevoller Schritt innerhalb der Persönlichkeitsstruktur ist und bleibt! Es kommt immer ganz darauf an, wo wir gerade stehen.
Aus welchem Bewusstseinszustand heraus wir uns und die Welt wahrnehmen und erleben., was in diesem Moment jeweils ganz individuell möglich ist und/oder entsprechend gerade braucht. 
Nur solange der Mensch immer noch ausschließlich mit seiner Persönlichkeitsstruktur identifiziert bleibt, fällt es in den Bereich der sog. Ich-Kosmetik. Diese schafft dem Menschen durchaus Linderung, aber befreit ihn nicht gänzlich und verbindet und verankert ihn nicht bewusst im Erleben mit seiner Quelle, die pure Liebe ist.  

In diesen Ein – und Gleichklang mit dem höheren Selbst oder der Quelle, gelangt letztlich nur das authentische Selbst der Persönlichkeit, die wiederum das Abbild bzw. die Projektion des höheren individuellen Selbst in die Welt darstellt. Alles andere verbrennt in dieser Anbindung sukzessive. Und, wie ich es an anderer Stelle erwähnte, muss dieser Selbstausdruck nicht einmal bei jedem komplett überlagert sein. Es kann durchaus sein, dass im Leben bereits gewisse Aspekte des authentischen Selbst durchscheinen, dessen sich der Ausdrückende bewusst sein kann oder auch nicht. Einfach deshalb, weil es auch hier keine Trennung gibt, du bist schon immer du. Alles ist durchdrungen und mit – und ineinander verwoben. 
Aber darum führt kein Weg an der Schattenintegration, die alle nicht gelebten oder unterdrückten Aspekte meint, vorbei, weil wir nur so in sämtlichen Bereichen der Ich-Struktur unser authentisches Selbst freilegen, entfalten und zu einer integrierten Persönlichkeit heranreifen können. Auch hier können die wirkenden Synchronizitäten nur in einem Paradoxon beschrieben werden. 

Nun geht es um loslassen, um Hingabe, um Ablassen von egozentrischem Wünschen und (erreichen)Wollen. Diesen Schritt können wir nicht einfach so willentlich tun, wenn unser egozentrisches Wollen noch sehr viel Macht hat, sondern erscheint diese nutzbereite Wahlmöglichkeit, wenn es ansteht, wenn beispielsweise starke Defizitbedürfnisse, insbesondere die Bedürftigkeiten erfüllt sind bzw. ihre Nichterfüllung eine Akzeptanz in uns findet, die uns frei davon werden lässt und das daraus entstandene Mangelgefühl, das zugleich Motor unserer Bestrebungen und Wünsche war, aufhebt. U. a. ist es möglich, durch bestimmte Lebenserfahrungen dorthin zu reifen.
Wenn wir die Erfüllung unserer auf Mangel basierenden Wünsche erleben und anschließend feststellen, dass sie stets nur temporäre Erfüllung schaffen, und wir uns darum immer noch leer oder unzufriedener fühlen, dann könnte dies als Hinweis dienen, uns nach einer echteren, nachhaltigeren Form der Befreiung und Zufriedenheit umzuschauen, die wirklich ausfüllend und auch langfristig bzw. dauerhaft zufriedenstellend ist. 

Der erste Schritt ist demnach die Bewusstwerdung. Und das Fühlen dessen, was die Nichterfüllung unserer Wünsche/Begehren/Bedürftigkeiten in uns auslöst, wenn es das ist, was wir gerade erleben. So kann im Anschluss an der Stelle eine friedliche Weite und Losgelöstheit treten. Ein Gefühl von Freiheit/Freisein und Leichtigkeit. Wir kommen von einer sehnsuchtsvollen, nach Außen gerichteten Bestrebung zurück zu uns, und (wieder) ganz bei uns selbst an. So können sich wiederholt Abschälvorgänge ereignen, die immer seltener werden, weil wir damit unser psychisches System bereinigen.  
Darüber hinaus gibt es gute transpersonale Techniken, mit denen wir aus einem Gefühl und Erleben von innerer Weite, Freiheit, Stärke und Kraft, die jeweils in uns verborgenen Aspekte von Verlangen, Begierden oder auch Traumata, Aggressionen etc. ausfindig machen und sie integrieren und transformieren können. 

Bessere Zustände jeglicher Art. Es geht also nicht mehr darum, dass es uns in erster Linie gut geht, dass wir ausschließlich und möglichst viele positive Gefühle und Glückszustände erfahren, sondern bedeutet, von allem Streben nach etwas, das diesen aktuellen Moment überlagert, insbesondere ein sich zwanghaft Besser- Fühlen als in diesem Augenblick, abzulassen. Hier muss ich aufhören gezielt Dinge zu tun, die mich aus diesem Moment einer evtl. gefühlten Unzufriedenheit, Sehnsucht, Schmerz, Trauer, Langeweile, Trübseligkeit oder was auch immer, herausbringen und retten sollen, und lernen, auch diese Regungen und Empfindungen, die oftmals in unserem konditionierten Alltagskonsensbewusstsein durch unbewusste innere Ausweichbewegungen u. allgemeine Abwehrmechanismen verdeckt werden, zunächst wahrzunehmen. Es geht nicht mehr um ein Ziel, dass ich in der Zukunft erreichen möchte, damit es mir besser geht, selbst wenn das der Herzenswunsch ist, der mich überhaupt auf diesen Pfad brachte, sondern ganz und total im jetzigen Moment anzukommenDenn Transzendenz und Transformation finden allein in diesem Moment statt, nicht im Wühlen in der Vergangenheit oder innerhalb von anderen Aktivitäten des Verstandes, die sich an die Zukunft richten. Nur im Hier und Jetzt können wir achtsam und bewusst wahrnehmen und in die Tiefe tauchen, Anteile erlösen und integrieren, in Hingabe fallen und mit der Quelle, dem Unbeschreiblichen in Berührung kommen. Mit unserer wahren Essenz, die frei von allem ist und der Glückseligkeit, grundlose Freude und Frieden immanent sind.  

Hier muss ich von allem Streben des Nicht-haben-/vermeiden-Wollens ablassen, und zwar bis in alle subtilen und teils unbewussten Schichten hinein. Wo unsere halb-/oder unbewussten Glaubenssätze über uns und die Welt schlummern. Das braucht unsere ganze Aufmerksamkeit, die sich nach Innen richtet und wahrnimmt, was im gegenwärtigen Augenblick in uns vorgeht. 
Achtsamkeit und eine “permanente” Beobachtung unseres geistig-emotionalen Zustandes ist Voraussetzung für die Transformation unserer persönlichen und kollektiven Selbst -und Weltbilder. Und doch sollte dahinter kein Druck oder Zwang (ent)stehen, es sollte aus einer freiwilligen Bereitschaft und Einsicht zur Notwendigkeit für mich selbst geschehen. (Niemand muss irgendetwas. Wenn es uns innerlich ruft, werden wir diesem Ruf folgen.)  
Dazu ist jedenfalls Rückzug und Stille nötig. 

Bei manchen Menschen geschieht ein Wandlungs-und Transformationsprozess nicht in portionierten Schritten, sondern rel. spontan und ziemlich radikal. Sie werden von ihrem System, das sämtliche Abwehrmechanismen verloren hat, innerhalb kürzester Zeit durch sämtliche Schattenthemen und Traumata geführt. Hier können wir sagen, das SELBST hat die absolute Führung übernommen. Der egozentrische Wille ist dem höheren Willen gewichen. 
Wenn wir uns in Lebensphasen tiefster Transformation befinden, insbesondere wie in der sog. dunklen Nacht der Seele o. des Geistes, empfehle ich dringend, ein wohlwollendes Umfeld und sich ggf. von extremen, destruktivem Stress fernzuhalten. 

Ein Nebeneffekt ist nämlich, dass wir hierbei immer “dünnhäutiger” und sensibler werden, weil die Ich-Grenzen aufweichen und wir durchlässiger werden – für alles, was in uns stattfindet und was aus unseren verborgenen Tiefen aufsteigen möchte, aber eben auch für alles, was von außen kommt und unsere inneren Welten spiegelt. Ablehnung, Nicht-Liebe, Missbrauch, etc.. Wir nehmen intensiver wahr. Genau genommen erleben wir jetzt das, was bereits ohnehin immer schon da war, aber durch das Nervensystem betreffende Gedanken /Vorstellungen /Rationalisierungen und unbewusste Abwehrmechanismen verdeckt war und daher ungefühlt blieb. 

Transformations-und Ablösungsprozesse können eine Menge Energie kosten, kraft-und zeitintensiv sein. Wir haben je nach Biographie und Lebensweg einiges zu verdauen und können keinen zusätzlichen Stress gebrauchen, der uns aufgrund der Vulnerabilität in diesen Übergangsphasen und dem Abbau von Abwehrmechanismen direkt und ungehindert ins Mark treffen kann. 
Zugleich brechen auch viele alte Strukturen und Glaubenssysteme und Selbstbilder zusammen, wir wissen nicht mehr, was richtig oder falsch, was wahr oder unwahr ist, oder wer/wie wir wirklich sind. Sämtliche uns zuvor halt gebende Strukturen brechen weg und tragen uns nicht mehr. Das Alte fällt ab, ohne dass das Neue bereits verfügbar ist. Wir haben quasi noch keinen neuen Boden unter den Füßen, in dem wir stattdessen verankert sind und eine neue gefühlte Sicherheit und Stabilität erleben. 
Das alles geht mit einer großen Orientierungslosigkeit, Nicht(s)wissen und daraus resultierende Verwirrung einher. Das gilt insbesondere für Menschen, die bereits eine innere spirituelle Öffnung erfahren haben und sich in der sog. “dunklen Nacht der Seele” , wie sie von Johannes vom Kreuz beschrieben wird, befinden. Zugleich braucht es zwingend dieses Verlernen und Nicht(s)wissen, um überhaupt den Raum für ein sich neu etablierendes Erleben und Sein zu schaffen, und sich schließlich in einem neuen Gegründetsein vorzufinden. Es heißt auch: “Der Kelch muss erst leer werden, bevor er mit etwas Neuem gefüllt werden kann.” 

Wenn also das transzendente Bewusstsein, das höhere SELBST an die Stelle des Ego-Willen tritt, dann führt es in eine neue, uns selbst höchst entsprechende und mit unseren Fähigkeiten und unserem Potenzial verbundene (Erlebens-)Welt, die darstellt, was wir eigentlich von Geburt an in diesem Leben auf unsere ganz individuelle Gott gegebene Art rückangebunden verkörpern. 


Erwachen 

Aus der Identifikation mit dem gedanklich konstruierten Ich. 
Oder vom Persönlichen zum Unpersönlichen Sein. Oder: Vom Ego zur Liebe. 
Wer sagt mir, wer ich bin? Es sind meine Gedanken und meine Selbstbilder über mich. Meine Erfolge, mein Scheitern, das, was mir andere über mich gesagt haben oder mir früh durch Verhaltensweisen und Reaktionen auf mich, eingeimpft wurde. Es sind meine Erfahrungen und Erlebnisse, meine Zukunftsvorstellungen über mich, in denen ich jeweils in verschiedensten Rollen als Abbild/Erinnerung in meinem Kopf erscheine. Im Verstand bildet sich ein Großteil der Ich-Identität. 
Ich existiere aber auch dann noch, wenn ich nicht(s) denke. 
Was ist das, was wahrnimmt, auch ohne sich ausschließlich(!) mit einem gedanklichen Gebäude, das ich für mich halte, zu identifizieren und mich damit zu verwechseln? 
Hier kann durch innere Selbsterforschung eine Loslösung von der Identifikation mit Gedankenkonstruktionen beginnen. Mit meiner Vergangenheit und Zukunft, die genaugenommen, ebenfalls nur als Gedankengerüst auftauchen und als Relativitäten existieren, die entsprechende Empfindungen, (Lebens)Gefühle und auch Situationen erzeugen. 

Erwachen – ist der Beginn eines meist langen Transformationsprozesses 
Der als Erwachens-und Sterbeprozess bezeichnet werden kann, weil sowohl einiges Alte wegbricht/stirbt, als auch eine Bewusstwerdung/Bewusstseinserweiterung in Bezug auf Aspekte, Ebenen und Schichten, stattfindet. 
Je mehr Schattenarbeit wir “absolvieren”, je weniger Widerstände und Abwehrmechanismen in uns wirken, desto geschmeidiger kann der geerdete, den Menschen vollständig umfassende Desidentifikationsprozess von uns als ein ausschließlich auf ein Gedankenkonglomerat reduziertes Wesen stattfinden, der im Ziel die herausfordernde Umwandlung des alten, seit Ewigkeiten rundum konditionierten Menschen zu einem neuen authentischeren Selbst, der Eins mit seiner Quelle ist, hat. 
Zugleich werden wir empfänglicher und durchlässiger, weil es ebenso ein Teil der Abwehr ist, uns in gedanklichen Bildern und Vorstellungen aufzuhalten, die sich tatsächlich v o r unser unmittelbares Erleben und Fühlen stellen. Wenn wir nicht mehr in Vor-Stellungen über uns und unser Erleben, die Welt und das Leben bzw. das, was gerade geschieht, flüchten.
Wenn wir dem wertenden, unaufhörlich alles kategorisierenden Kommentator da oben in uns nicht unsere ganze Aufmerksamkeit schenken, während er uns etwas über das, was wir gerade sehen und erfahren erzählt, und uns dabei als bewusste beobachtende Instanz so vollständig absorbiert, dass wir selbst zu ihm werden, anstatt das empfindende Gewahrsein all dessen zu sein, was hier und jetzt (in uns) stattfindet, das uns ermöglicht diese inneren Regungen und gedanklichen Vorgänge lediglich zu bezeugen. 

©Siam Borjini 

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