Die Bezeichnung “spirituell” suggeriert etwas, das mit dem allgemeinen Menschsein und dem Leben eigentlich wenig zu tun hat und nur von einigen Leuten demnach mit lebensfernen und/oder auf irgendwelchen Glaubenssystemen basierende, vom Weltlichen und Rationalen abgehobenen Annahmen in Verbindung gebracht und folglich in die Richtung für Hokuspokus oder eben “kann man dran glauben oder auch nicht” verschubladisiert.
Aus meiner Sicht ist Spiritualität überhaupt nichts Religiöses und hat auch nichts mit einem Glauben zu tun. Glaube ist die Krücke für jene, die es nicht wissen oder erkunden wollen, nicht selbst erfahren, entdecken und entschlüsseln möchten, weshalb sie lediglich glauben “müssen”. Aber der Glaube ist ein billiger Ersatz für wahre Erkenntnis, die jeglichen Glauben überflüssig macht.
Spiritualität ist genau genommen ein konfektionsunabhängiger Teil der biologischen und essenziellen Natur des Menschen, der schlicht viel zu wenig Beachtung fand, weil wir in einem Gesellschaftssystem leben, dass das eigene Innenleben eher meidet und gänzlich andere, ausschließlich äußere Ziele verfolgt. Ein System für dessen Überleben es den rein – nicht selten in einem Hamsterrad gefangenen- funktionierenden Bürger braucht und das diesen regelrecht heran züchtet – Und darum Worte wie „Spiritualität“ erfindet um das Natürlichste (wenn auch oft Verdrängte) des Menschseins auszudrücken, das ihm fremd geworden ist und daher mit einem Begriff belegt, der suggeriert, dass es sich um etwas Fernes, Abgehobenes, einer zu belächelnden Fantasie oder einem Glauben handele. Also um etwas, woran man glauben könne, oder auch nicht.
Aber es ist weitestgehend Biologie und Physik! Selbst diese wissenschaftlichen Disziplinen gelangen irgendwann an einen Punkt des nicht-Erklärbaren, des nicht Objektivierbaren oder Messbaren, wie z.B. schwarze Löcher oder Bewusstsein u.ä.. Nun, beginnt hier dann deshalb der Bereich des sog. „Spirituellen“ oder des „was auch immer“? Wir können auch „Dingsbums“ dazu sagen – nämlich zu dem Unerklärlichen, was Flora und Fauna leben einhaucht! Das, was den Kosmos, das Universum, die natürlichen Zyklen und Gezeiten hervorbringt. Nur weil es nicht weiter wissenschaftlich messbar und ergründbar ist, bedeutet es nicht, dass es nicht existiert und seine Wirkung nicht entfaltet. Das ist offensichtlich.
Hingegen kann das, was allgemeinhin als „Spiritualität“ bezeichnet wird – zugegeben wird dieser Begriff inflationär verwendet und mit Religion und Esoterik verwechselt-, also so wie ich sie meine, tatsächlich so weit zufriedenstellend erforscht werden, dass keine wichtigen oder zur diesbezüglich ausreichende Erkenntnisgewinnung notwendige Fragen offen bleiben.
Je weniger wir uns mit unseren tieferen Dimensionen des Menschseins befassen und uns selbst innerlich erforschen und konstante Selbstverbindung praktizieren, je weniger wir daher in Berührung und damit organisch eins mit unserer tieferen Essenz werden (was der Begriff Religio meint, nämlich Rückanbindung) , desto besser sind wir an diesem kulturellen und leistungsorientierten Gesellschaftssystem angepasst – auf Kosten einer konstanten Entfremdung von uns selbst. Kein Wunder also, dass wir mysteriöse Begriffe wie „Spiritualität“ für ganz natürliche und essenzielle Bereiche und Ebenen des menschlichen Bewusstseins, Daseins und Lebens erfinden müssen, die eine beliebige externe Angelegenheit dahinter vermuten, die mit dem Menschen nicht wirklich etwas zu tun haben soll.
In diesem Video erkläre ich, was ich unter Spiritualität verstehe: