Die Verhaltensweisen, die aus Unerlöstheit, Angst, Mangel oder einfach Unbewusstheit resultieren, sind für andere nicht selten verletzend. Also weder wohltuend noch besonders willkommen. Insbesondere in nahen Beziehungen können sie sehr schmerzhaft oder im Extremfall gar vernichtend sein. Offensichtlich wird hierbei auch, dass Menschen gar nicht anders können, als es sich aus diesem verengten Zustand heraus zeigt.
Es lässt sich gut mit Aussagen umschreiben, wie:
“Denn sie wissen nicht, was sie tun.” Oder: “Ich kann nicht aus meiner Haut.”
Hier wird viell. noch deutlicher als sonst, wie sehr der Mensch nicht tun und lassen kann, was er möchte, sondern stets das tut oder lässt, was er aufgrund seiner jeweiligen inneren Struktur heraus muss. Wir scheinen auf der personalen Ebene Kinder im Kostüm Erwachsener zu sein. D.h. auch hier machen Vorwürfe oder Apelle, sich doch mal zu ändern, anders zu sein, wenig Sinn.
Was würde die Liebe tun?
Sie wird es ansprechen und den Menschen nicht mit seinem Verhalten verwechseln und ihn daher auch nicht verurteilen-können. Wir machen Kindern ja auch keinen Vorwurf daraus, dass sie bestimmte Dinge, die ihrem Alter nicht entsprechen, noch nicht können, weil ihnen schlicht das innere Rüstzeug dazu fehlt. Es ist einfach nicht gegeben. Niemand kann etwas dafür, dass etwas in ihm oder ihr einfach (noch) nicht oder immer noch vorhanden ist.
Die Liebe blickt mit diesen Augen, und würde daher ohne Schuldzuweisungen und Vorwurf verbleiben und bei Erwachsenen evtl. nicht mehr als den Hinweis darauf geben.
Das bedeutet großen Respekt vor dem anderen.
Jemanden so zu (be-)lassen mag uns schwer fallen, wenn es sich um einen Menschen handelt, mit dem wir in naher Verbindung stehen, oder zu dem wir uns hingezogen fühlen und uns (noch) nicht willentlich davon lösen und abwenden können. Dann gibt es meist noch etwas zu lösen oder zu erkennen.
Genau das wäre allerdings dann der unmissverständliche Wink vom Leben, dass es jetzt oder je nach dem wo wir gerade stehen, weiterhin um innere Erforschung und Hingabe geht. Nicht an die Situation, sondern an dich Selbst. Dass du dich dem stellen musst und in eine Weite hinein wachsen, die eine heilende Lösung für dich bietet. Deine Seele wünscht sich diesen Prozess der Ganzwerdung, wenn er so unabwendbar ansteht, ist sie auch reif dafür, egal wie schwer es im Einzelnen aussehen mag – so wie es häufig unter sog. DualSeelenpartnern der Fall ist. Seelen suchen sich über Energiefrequenzen ihren Reife-und Wachstumspartner. Das geschieht eben nicht willentlich oder gezielt, sondern über die sich entsprechenden Energiefrequenzen, die wir als Anziehung empfinden.
Alles geschieht demnach weniger willentlich -außer in Ausnahmefällen, aber auch da letztlich nur scheinbar, weil beispielsweise ein Narzisst ebenfalls gar nicht anders kann, als seine Destruktivität dann eben absichtlich auszuleben, und dich tatsächlich verletzen oder gar zerstören will-, sondern stellt es sich als Wechselspiel von Energien, die miteinander in Resonanz und Beziehung gehen, dar.
Daher steht es vielen auch nicht wirklich immer selber frei, eine ungute Situation sofort zu verlassen, selbst, wenn wir erkennen, dass sie uns nicht gut zu tun scheint oder tatsächlich nicht gut tut. Energien des Einen, docken an Energiemuster des anderen an und die lassen sich nicht immer willentlich direkt lösen. Wobei es hierbei 3 Varianten gibt:
1. Verstrickung und die Verbindung bleibt bestehen.
2. Abwenden, ohne den Konflikt innerlich gelöst zu haben oder ihn im Nachhinein zu lösen. (ungünstig, meist in Nicht-“dualseelenverwandten”-Begegnungen, da Ablösung hier leicht fällt)
3. Konfliktlösung im eigenen Innern – ungewisser Ausgang, ob die Verbindung aufgelöst oder bestehen bleibt.
Es obliegt also ganz unserer eigenen Verantwortung, auch wenn wir das Gefühl haben, diese uns verletzenden Verhaltensweisen gewissermaßen erleiden zu müssen, geht es darum, all die Befindlichkeiten und Gefühle, die wir dabei erleben, überwiegend mit uns selbst auszumachen (was nicht bedeutet, sie nicht mitteilen zu dürfen oder ggf. uns Luft zu machen bzw. Grenzen zu setzen). Sie in uns liebevoll zu halten und damit zu beruhigen und erlösen. Selbstverständlich ist es dennoch erlaubt, deine Wut und deinen Zorn zu zeigen, über die Grenzverletzungen, den seelischen/emotionalen/körperlichen Missbrauch, über evtl. erfahrene physische Gewalt oder was auch immer du Unmenschliches erfährst, insbesondere dann, wenn du bereits lange geschluckt hast! Mach dich frei! Wer gewaltsam mit seinen dreckigen Schuhen durch deine Seelenlandschaft spaziert, dem darfst du absolut und lautstark Widerstand leisten! Scheu dich nicht, dich zu wehr zu setzen, wenn du jemand bist, der sich ansonsten eher schweigend in sein Schneckenhaus zurückzieht, zu lässt und alles mit sich selbst ausmacht. (Da fällt mir gerade ein alter Text aus 2016 von mir ein, der sich mit den Postulaten der Eso-Licht und Liebe-Szene und ihrem diesbezüglichen Umgang mit dem Thema auseinandersetzt, den ich bei dieser Gelegenheit mal hier verlinke. Kein Opfer, kein Täter sind Ansichtsweisen einer Ebene die relative Wahrheiten, nämlich, dass es sehr wohl Opfer und Täter auf der Erscheinungsebene gibt, relativiert, aber nicht gänzlich leugnen sollte!
Auch hier haben wir wieder ein Paradox der Gleichzeitigkeit. Leben ist eben multidimensional und in kein unumstößliches Konzept zu pressen.
Und da komme ich zu einem weiteren wesentlichen Punkt, nämlich, die klare Unterscheidung dessen, was “gut tut” und “nicht guttut” speziell im Einzelfall bedeuten kann.
Menschen haben unterschiedliche Werte, Ansichten und Dispositionen, die sich gar im Laufe ihres Lebens und Entwicklungsprozessen verändern können. Hinzu kommt die erschwerte Abgrenzung, wenn Menschen beginnen, all ihre Projektionen in die Welt und auf andere auf ihrem Heilungsweg/spirituellen Weg/Individuationsprozess zurückzunehmen. Nicht nur die Grenzen der individuellen Persönlichkeit verschwimmen oder kommen mitunter ganz abhanden, während -je nach Stadium- allgemein eine große Orientierungs-und Ratlosigkeit vorherrscht. Auch sowas wie persönliche Integrität, Würde und Grenzen werden stark in Frage gestellt und verlieren zwangsläufig an Konturen:
Was ist “nur” mein Ego? Und was ist für mich gerade wirklich unnötige oder gar toxische Berührung?
Ist es bloß ein altes Trauma, das reaktiviert wurde, oder erleide ich gerade neue und damit zusätzliche Verletzungen? Muss darf, sollte ich mich abgrenzen und die Situation verlassen, oder wäre das eine Flucht vor Konfrontation, eine Konfliktscheu oder mag ich einfach nur nicht die ausgelösten Gefühle, die mich die Situation erleben lässt, spüren und ggf. Altes in mir erlösen und gehe “nur” deshalb?
Und wenn es “bloß” eine Traumareaktion ist, tut es mir dennoch weiter bzw. ansonsten gut, oder ist das bereits ein Zeichen für eine für mich ungute Konstellation/Situation, die mich ansonsten nicht weiter bringt, nährt oder mir guttut, und ich daher verlassen sollte?
Wachstum geht mit Wachstumsschmerz einher, und das macht schwerer erkennbar, wo es sich lohnt zu bleiben und wo nicht. Jetzt, wo wir Schmerz als etwas zu unserem Leben und zu unseren Begegnungen und sogar in Liebesbeziehungen Gehöhrendes erkannt und akzeptiert haben, fällt es nicht mehr so leicht zu differenzieren, weil die Gefühle allein nicht mehr unseren allgemeinen Kompass darstellen.
Diese und ähnliche Fragen sind dann eben nicht mehr so einfach und schon gar nicht pauschal zu beantworten, wie es uns die so tugendhaft wirkenden Weisheitssprüche als neue Richtlinien oftmals vorgeben. Jede Regel birgt ohnehin Ausnahmen und esoterische/spirituelle Sprüche sind eben oftmals auch nur undifferenzierte Äußerungen, insbesondere, wenn sie verallgemeinernd auf alles und jeden beliebig angewandt werden sollten.
Dann wären das letztlich wiederum bloß neue Konzepte und Gesetze, an die ich mich einfach halten soll, um als “spirituell” und nicht als “heilungsscheu” zu gelten.
Als angewandtes Konzept verhelfen sie bei einigen verunsicherten Menschen nicht selten erst Recht, in Teufels Küche zu landen oder darin länger als nötig zu verharren. Manches Mal weil schlicht ein einziges Puzzelstück in ihrer Story fehlt, das sie unmittelbar klar sehen und mit einem eindeutigen, innerlich stimmigen Impuls handlungsfähig werden ließe. Manchmal braucht es sicherlich mehr, aber oftmals auch nicht.
Es kann beispielsweise die klare Erkenntnis sein, es tatsächlich, und zwar zweifelsfrei mit einem waschechten Narzissten zu tun zu haben und zu wissen, was das bedeutet. Um mal bewusst ein extremes Beispiel zu nennen. Dann hält es dich u.U. nicht mehr eine Minute bei ihm/ihr, egal, wie weh das auch erst mal tut. Nicht selten sind es nicht nur die Gefühle für den anderen, die uns an ihn binden, oder Verletzungen die noch nicht ausgeheilt sind, dass wir nicht klar erkennen, sondern eben auch Glaubenssätze, Unkenntnis und Gutmütigkeit, die dich immer wieder Geduld und Verständnis für seine/ihre Situation aufbringen lassen. Empathen können Arien davon singen, aber Liebe ist eben keine Einbahnstrasse…